Georg Willis diskreter Einflüsterer: Exparlamentarier Dieter Brosz.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Er gilt so manchem in der Partei als einer der Hauptschuldigen am Niedergang – und mischt nun dennoch an der Seite des derzeit erfolgreichsten Grün-Politikers mit. Bei den laufenden Verhandlungen über die neue Innsbrucker Stadtregierung setzt Wahlsieger Georg Willi auf einen umstrittenen Einflüsterer: den ehemaligen Abgeordneten Dieter Brosz.

Schlagzeilen hat der Niederösterreicher in 18 Jahren im Nationalrat selten gemacht, dafür aber hinter den Kulissen umso mehr Einfluss entfaltet. Als geschäftsführender Parlamentarier kümmerte sich Brosz um Öffentlichkeitsarbeit und Meinungsumfragen, schwang sich zum Chefstrategen auf.

Doch während ihn die Parteichefs Alexander Van der Bellen und Eva Glawischnig als einen Garanten für einen professionellen Auftritt schätzten, sahen andere Grüne in ihm den Verfechter zunehmender Gleichschaltung: Brosz habe Kreativität und Eigeninitiative im Keim erstickt und Umfragen zum Maßstab jeder Idee erhoben.

In den Untergang gesteuert

Bestätigt fühlten sich Kritiker nach der Nationalratswahl im Oktober 2017. Schon Wochen davor sollen Funktionäre vor dem drohenden Rauswurf aus dem Parlament gewarnt haben, doch Brosz sei unter jenen gewesen, die einen Kurswechsel verhinderten: Statt den Worst Case zwecks Mobilisierung öffentlich anzusprechen, steuerten die Grünen erstaunlich passiv in den Untergang.

An den Aufräumarbeiten beteiligte sich der Strippenzieher nicht. Flott erklärte er seinen "endgültigen" Abschied aus der Politik, machte sich mit der Firma "Brosz Verhandeln & Kommunizieren" selbstständig – und genau auf diese Kompetenz zählen nun die Innsbrucker Grünen. Brosz berate Willi ausschließlich in puncto Verhandlungsgeschick, so die Auskunft. Seiner diskreten Art bleibt er treu: Für den STANDARD war Brosz nicht erreichbar. (Gerald John, 16.5.2018)