Wien – Die Schaffung eines Kulturfördergesetzes, eine eigene Kulturstrategie und faire Arbeitsbedingungen: Wie bereits beim Antritt der neuen Bundesregierung legen die Interessensverbände der freien Kulturszene nun auch der Wiener Stadtpolitik Vorschläge und Forderungen zur Gestaltung der Kulturpolitik vor. Anlass ist die Kür von Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zur Kulturstadträtin.

Bei ihrer Präsentation eines 10-Punkte-Programms zeigten sich Vertreter der IG Kultur Wien, der IG Freie Theater, der IG Autorinnen Autoren, der Österreichischen Filmschaffenden sowie der freien Musikszene insgesamt erfreut über die Entscheidung für Kaup-Hasler. Man sehe das als "positives Signal" für die Szene, und man sei "zuversichtlich, dass es einen neuen Wind geben kann".

Am "alten Wind" hatten die Interessenverteter einiges auszusetzen. Vom scheidenden SP-Kulturstadtrat Mailath-Pokorny seien die "Entwicklungen von unten in den letzten 17 Jahren nicht ernst genommen" worden. "Nicht Planung und Nachhaltigkeit" sei im Vordergrund gestanden, sondern "Vermarktung und Gewinnmaximierung". Wien habe sich zu sehr auf die "Eventkultur" konzentriert und Förderungen zu oft "nach Gönnertum vergeben".

Die IGs wollen daher beständigen Dialog mit der Stadträtin, "am besten bei einem monatlichen 'Jour fixe'", und ein Kulturfördergesetz, das Objektivität sichern soll. Wien sei das einzige Bundesland, das darauf verzichte. Einen Entwurf dazu gebe es seit 1995, nur sei der nie in Kraft getreten.

Freilich will man auch mehr Geld, denn der Anteil der freien Gruppen am Budget stagniere seit Jahren. Wegen des geringen Spielraums sei es etwa kaum noch möglich "für ein kurzfristiges Projekt 1000 Euro aufzustellen". Wichtig ist den IGs auch eine stärkere Öffnung leerstehender Stadtgebäude für kulturelle Nutzung und die Einhaltung der Unesco-Bestimmungen bei strittigen Bauprojekten wie am Heumarkt. (stew, 16.5.2018)