"Die Post bringt allen was", hieß es in der Werbung. Künftig dann in drei verschiedenen Geschwindigkeiten.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Dass es für Post-Kunden keine Rolle spielt, ob der ungeliebte Strafzettel drei oder vier Tage später im Hausbrieffach ankommt, wie Post-Chef Georg Pölzl meint, muss sich erst weisen. Faktum ist, dass es nicht egal ist, denn die Zahlungsfrist verkürzt sich für Personen, die Bußgeld zahlen müssen. Die Post kümmert das freilich nicht, sie erhöht ab Juli nicht nur ihr Brief- und Paketporto, sondern führt eine Dreiklassengesellschaft ein.

Der gemeine Standard-Brief heißt künftig "Prio" und sollte wie gehabt am Tag nach Abgabe bei Postamt oder Briefkasten (vor 16 Uhr) beim Empfänger ankommen. Das hat seinen Preis, er kostet statt derzeit 68 künftig 80 Cent.

Hat es der Versender mit seiner Fracht nicht eilig, kann er den um zehn Cent billigeren Tarif "Eco" (70 Cent) wählen. Die gelbe Post darf für den Transport des Briefes dann zwei bis drei Tage brauchen.

Kosteneinsparungen

Was sich die Post davon verspricht? "Erhebliche Kosteneinsparungen, ohne dass das Service darunter leidet", sagt der Post-Chef. Die Vorteile lägen in gleichmäßigerer Auslastung der Sortieranlagen. In Kombination mit der Werbepost, die in Sammelkuverts und nicht täglich ausgetragen wird, würden sich die Zustelltage für knapp 9.000 Postzusteller reduzieren, was Personalvertreter der Post erwartungsgemäß nicht nachvollziehen können. Die neue Bürokratie werde Mehrkosten verursachen, heißt es. Seit den Problemen in Vorarlberg stelle die Post wieder Zustellpersonal ein, statt welches abzubauen, sagt einer, der nicht genannt werden will.

Für Großversender wie Telekomnetzbetreiber, Versicherungen und Banken wird sich nicht viel ändern. Ihr bisheriger Eco-Tarif heißt ab Juli "Eco Business", beläuft sich auf 65 Cent und erlaubt es der Post, für die Zustellung vier bis fünf Tage zu brauchen, was bei Massensendungen wie Telefonrechnungen und ORF-Gebührenvorschreibungen wohl keine Probleme darstellen wird.

Mehraufwand bei Eco-Brief

Beim Eco-Brief hingegen scheint der Preisvorteil zulasten der Kunden erkauft. Der als "nachhaltige Absicherung der Informationsleistung gegenüber Bürgerinnen und Bürgern" gefeierte neue Tarif bedeutet Mehraufwand für Privatkunden. Denn es gibt für Eco keine Briefmarken, sondern nur vorgefertigte frankierte Kuverts, die in Postfilialen verkauft werden. Zehn Cent mehr kostet übrigens auch der eingeschriebene Brief, also 2,30 statt 2,20 Euro.

Analog zum Brief – mit rund 60 Prozent mit Abstand der größte Umsatzbringer der Post – werden auch Pakete nach Zustellgeschwindigkeit abgerechnet. Ein Medium-Paket mit Zustellung am nächsten Tag kostet 4,20 statt vier Euro, eines mit bis zu drei Tagen Auslieferungszeit weiterhin vier.

Rückgang bei Briefaufkommen

Um erfolgreich zu sein – auch als Dividendenbringer der Republik –, habe die Post gar keine Alternative, als auf den mit der Digitalisierung einhergehenden Rückgang beim Briefaufkommen zu reagieren, betont Pölzl. Es reduziere sich jährlich um rund fünf Prozent, bei Privatkunden um zehn.

Im ersten Quartal blieb der Umsatz mit 490,6 Millionen Euro stabil, wobei Brief- und Filialsparte um 3,5 Prozent nachgaben. Das Paket – 2017 mit 496 Millionen Euro ein Viertel des Konzernumsatzes – habe den Rückgang im Brief egalisiert. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um 4,3 Prozent auf 56,7 Millionen Euro.

Auf Hochtouren läuft die Vorbereitung für die Trennung von Finanzpartner Bawag. In Wien hat man dem Vernehmen nach bereits für 40 Standorte Ersatz gefunden, weitere 30 werden gesucht – wie auch ein neuer Finanzpartner. Im Gespräch sei man mit drei Interessenten, einer davon sei allerdings ein reiner Finanzinvestor. (Luise Ungerböck, 16.5.2018)