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1. Kamp Die gesamte Anlage von Auschwitz-Birkenau misst nicht mehr als ein paar Quadratmeter auf einer Theaterbühne. Einen Tag und eine Nacht umfasst die Performance Kamp; in Wirklichkeit dauert die Produktion eine Stunde. Die Off-Theatergruppe Hotel Modern hat unzählige KZ-Häftlinge aus Draht und Plastilin geknetet. Die Gesichter der Nazi-Terroropfer sind von blankem Entsetzen gezeichnet. Eine Kamera streicht über die Kolonnen der nach Auschwitz Deportierten: Die Augenhöhlen klaffen, und die Mundlöcher sind weit aufgerissen. Mit nüchternem Ernst wird das Alltagsgeschehen des Horrors gefilmt und auf eine Großleinwand übertragen. Die Systematik der Unmenschlichkeit wird von Pauline Kalker und Hermann Helle minutiös nachgestellt: eine Dokumentation des Zivilisationsbruchs, wortlos inszeniert, geläutert durch einen ohrenbetäubenden Soundtrack. Ein unerhörtes Werk. (poh)
Halle G im Museumsquartier, 18. bis 20. Mai, 20.30

2. Die Orestie In der Tragödientrilogie des Aischylos wird das Prinzip der Blutrache durch die abendländische Demokratie ersetzt. Mit dem Festwochen-Gastspiel der Orestie zeigt man erstmals eine Inszenierung des jungen Regiemanieristen Ersan Mondtag in Wien. Als Schöpfer eigenwilliger Bildwelten wird Mondtag in dieser Produktion des Hamburger Thalia-Theaters von Komponist Max Andrzejewski und einem Gesangschor unterstützt. Es spielen u. a. Marie Löcker, Cathérine Seifert und André Szymanski. (poh)
Theater an der Wien, 21. bis 23. Mai, 19.00

3. The Song of Roland: The Arabic Version Der ägyptische Künstler Wael Shawky widmet sich dem Rolandslied, einem der bekanntesten mittelalterlichen Epen der europäischen Kulturgeschichte. Es sind aber bisweilen blutrünstige Verse, die von Fidjeri-Sängern auf Arabisch vorgetragen werden. Zu erwarten eine neue Lesart. (toš)
Theater an der Wien, 14. und 15. Mai, 20.00

4. Tanya Tagaq Sie zelebrierte ihren Kehlkopfgesang mit Björk und dem Kronos Quartet: Tanya Tagaq tauchte dabei tief in Regionen emotionaler Unmittelbarkeit ein. Ihre Impulsivität stellt die Kanadierin nun dem Dokumentarfilm Nanook of the North (1922) zur Verfügung. Darin geht es um Inuit-Klischees, welche die Sängerin aufzulösen sucht. Ihre Musikkräfte entfaltet sie am zweiten Abend (Retribution) rund um die allgemeine Kritik an der Zerstörung der Welt. Ekstase trifft Gesellschaftskritik. (toš)
Halle G im Museumsquartier, 15. und 16. Mai, 20.30

5. Phobiarama Die Bären sind los. In der in schwarze Zeltplanen gehüllten Puristengeisterbahn des niederländischen Künstlers und Theatermachers Dries Verhoeven schält sich eine Angst aus der anderen und Monster um Monster aus den klischee-belasteten Kostümfolien. Auf der Schienenroute durch das "Land of War" umtänzeln vermeintliche Gespenster das im Kreis geführte Publikum. Ein Politsprechremix der prominentesten Angstschürer unserer Alpenlande konfrontiert dazu mit den Themen Terror und Zuwanderung. Nicht alle Maskenträger enttarnen sich freiwillig. (kafe, 14.5.2018)
Museumsquartier, 15. und 17. bis 22. Mai, 7 x täglich ab 15.00