Im Falle einer Pandemie wäre die "unfairste" Variante bei der Impf-Priorisierung die effektivste: Damit die Ausbreitung der Krankheit möglichst verhindert werden kann, müsste die jüngere Generation zuerst geimpft werden. Dies zeigt eine neue Studie, welche die ETH im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) erarbeitet hat.

"Die Studie zeigt verschiedene Varianten auf, wie im Pandemiefall beim Impfen vorgegangen werden kann", erläuterte Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten beim BAG. Die Frage, wer bei einer Pandemie zuerst geimpft werden soll, stellt sich insbesondere dann, wenn der Impfstoff knapp wird. Die Studie liefert Grundlagen, um in einem solchen Fall diese Prioritätenliste festzulegen.

Die Studienautoren haben dafür sieben Möglichkeiten für eine faire Verteilung von medizinischen Leistungen während einer Knappheit untersucht. Dabei analysierten sie für jede Variante sowohl die medizinische auch als auch die ethische Sicht.

Andere Auswahlkriterien

Diese Möglichkeiten sind der Zufall (Verlosung), die Warteliste, das Impfen zuerst der Kränksten, das Impfen zuerst der Jüngeren sowie die Prinzipien "am meisten Leben retten" und "wichtige Funktion" – zum Beispiel Menschen in Gesundheitsberufen.

Untersucht wurde auch eine Kombination von Kriterien, wie zum Beispiel eine aus Alter, Risikogruppen und wichtiger Funktion. Von all diesen Prinzipien sei "die Jüngeren zuerst" zu favorisieren, schreiben die Studienautoren. Mit diesem Ansatz würde sich die Ausbreitung der Krankheit medizinisch gesehen am besten eindämmen lassen.

Frage der Fairness

Die Studienautoren räumen jedoch ein, dass dieses Prinzip ethisch nicht gut abschneidet. In die Umfrage war auch eine Befragung von Ärzten, Medizinstudenten, medizinischen Personen sowie medizinischen Laien eingeflossen. Abgesehen von den Ärzten empfinden sie diese Variante als die unfairste. Am fairsten fänden sie es, wenn die Kränksten zuerst geimpft würden.

Welches Szenario im Falle einer Pandemie effektiv angewendet werden wird, kann man heute noch nicht sagen. "Das wird von den jeweils aktiven Viren abhängen. Wenn diese vor allem unter den Pensionisten stark verbreitet sind, wird man sicher nicht die Jüngeren zuerst impfen", sagte Koch. Die letzte Grippewelle und auch die Pandemie im Jahr 2009 hätten gezeigt, dass es schwierig vorhersehbar sei, welche Altersgruppe das Virus am stärksten treffen werde. (APA, 14.5.2018)