Detox-Nahrung: Entschlackung für die Geldbörse
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Lebensweise des westlichen Büromenschen ein Problem. Zu viel, zu fettes und zu salziges Essen, dazu Bewegungsarmut – diese Kombination ist ein, im Wortsinn, veritabler Nährboden für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kein Wunder also, dass wir bisweilen das Bedürfnis haben, den Körper reinigen zu wollen vom täglichen Übermaß an falschen Kalorien.
Wo ein Bedürfnis ist, lässt das Angebot nicht lange auf sich warten. Abhilfe versprechen Detox-Kuren, sie bieten käufliche Erleichterung für das schlechte Gewissen und Körperheil in Form von "Entschlackung": Letztere soll all die Rückstände aus dem Darm entfernen, die sich, wie es heißt, kiloweise im Darm ansammeln.
Das Problem ist nur: Die Schlacken im Darm existieren nicht. Wenn da etwas "entschlackt" wird, dann sind es bloß die Geldbörsen der Konsumenten. Oder, wie es der deutsche Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer ausdrückt: Die Annahme, man könne den Darm reinigen, ist schlicht "Quatsch".
Der Begriff "Schlacke" stammt eigentlich aus dem Hüttenwesen und bezeichnet dort erstarrte Schmelzrückstände, die bei der Gewinnung von Metallen entstehen. Mit diesem Bild argumentierte der deutsche Arzt Otto Buchinger, als er in den 1930er-Jahren empfohlen hatte, man solle den Darm ähnlich wie ein Ofenrohr regelmäßig reinigen, damit er klaglos funktioniert. Nur übersah der Begründer des Heilfastens, dass der Darm eben kein starres Rohr ist, sondern ein muskulöses Organ, das seinen Inhalt aktiv befördert.
Was die Vorzüge des Fastens anbelangt, war Buchinger auf der richtigen Spur. Es wirkt tatsächlich verjüngend. Warum das so ist, hat sich erst jüngst aufgeklärt, etwa durch die Arbeiten von Yoshinori Osumi.
Wie der japanische Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2016 herausgefunden hat, besitzen lebende Zellen eine Art molekulare Müllabfuhr, mit deren Hilfe sie schädliche Substanzen aus dem Zellkörper entfernen. Insulin hemmt diesen Vorgang – das ist einer der Gründe, warum Essenspausen gesund sind: Sie regen die Selbstentgiftung der Zellen an.
Mediziner raten daher zum Intervallfasten, etwa nach der 16-zu-acht-Methode. Acht Stunden normal essen und dann 16 Stunden fasten – so ein Rhythmus ließe sich relativ einfach in den Alltag integrieren: Wer abends um acht die letzte Mahlzeit zu sich nimmt und am nächsten Tag erst wieder mittags isst, hat die 16 Stunden schon überbrückt und dem Körper tatsächlich etwas Gutes getan.