Sie sind ständig auf der Suche. Auf der Suche nach dem anderen, besonderen, durchschlagenden Konzept. Bekommen auch gut bezahlt dafür. Jedenfalls, da haben kreative Köpfe sich zweierlei überlegt: einerseits, ob man nicht irgendwie ein schönes Coupé zeichnen könnte und ihm, weil's praktischer ist, vier Türen verpasst. Verwässerung? Drauf gepfiffen, die postmoderne Alles-ist-möglich-Attitüde ist anhaltend wirkmächtig, das fröhliche Vermanschen allgegenwärtig, Crossover lautet der inselsächsische Terminus dazu, angestoßen hat das in dem Fall der zugegeben geniale Mercedes CLS im Jahr 2004.

Langgestreckt, elegant und mit großer Heckklappe buhlen A7 und 6er GT um SUV-verachtende Kundschaft.
Foto: Andreas Stockinger

Die zweite Überlegung war eine Reaktion auf die alles überwuchernde SUVitis, die ein autokategorisches Artensterben bewirkt. Limousinen verkaufen sich immer schwerer, längst erfasst das sogar die Luxusliga. In Europa hat es begonnen, inzwischen bedroht der SUV das klassische Dreibox-Design global. Also ersann BMW 2009 ein praktisches Raum- und Reisekonzept, den 5er Gran Turismo. Spöttern zufolge ein eindeutig designbionischer Ansatz: Sah aus wie ein Buckelwal.

Für die Langstrecke eignen sich beide noblen Hightech-Typen famos.
Foto: Andreas Stockinger

So. Und jetzt haben wir mit dem neuen A7 und dem 6er Gran Turismo – gestreckter, graziler und plötzlich elegant – zwei Fahrzeuge vor uns, wo beide skizzierten Denkansätze fusionieren. Fast alles fließt: Sieht man unvoreingenommen hin und blendet die Marketingkonditionierung aus, haben wir zwei noble Fließheckfahrzeuge im Fünfmeterplusminusformat vor uns, wobei der A7 mit 4,97 m leicht darunter, der 6er GT mit 5,09 m darüber zu liegen kommt.

In Audi-Interpretation: Luxus. Die Displays werden größer, die Knöpfe weniger.
Foto: Andreas Stockinger

Um es vorwegzunehmen: Für hohe Anforderungen im Familien- und Freizeiteinsatz ist der größere Weiß-Blaue die bessere Wahl, für den designorientierten Slim-fit-Ansatz der mit vier Ringen. Der A7 ist in dem Maß frischer im Tatendrang, direkter in der Lenkung, schärfer in der Fahrcharakteristik, als er filigraner, zarter, schlanker daherkommt in der Erscheinung.

In BMW-Interpretation: Luxus. Die Displays werden größer, die Knöpfe weniger.
Foto: Andreas Stockinger

Bei der Fahrwerksabstimmung bekommen sie eine vergleichbare Spreizung hin zwischen Komfort und Sportlichkeit, Straffheit, wobei der BMW grundsätzlich einen Tick mehr auf der komfortablen Seite bleibt, und auch im Motorenkapitel schenken sie einander (fast) nichts: In beiden Testfahrzeugen kam ein vergleichbarer und vergleichbar souveräner Drei-Liter-Selbstzünder mit SCR-Kat zum Einsatz, der V6 im Audi leistet 286 PS, der Reihensechser im BMW 265, und Allrad war ebenfalls in beiden Fällen ein Thema. Gleichstand herrschte ferner beim Leergewicht – sowie beim Verbrauch: Jeweils 8,3 l / 100 km ermittelte der Bordmathematicus nach unserem ambitionierten Testeinsatz; bei kommodem Fahrstil wird es wohl ein Wert um die sieben Liter werden.

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Anders als beim 6er irritierte beim A7 ein Turboloch – das indes gar nix mit Turbo zu tun hat, sondern mit Abgasreinigung: Will man etwa eine Kreuzung zügig queren und gibt per Gaspedal den entsprechenden Wunsch weiter, braucht es ein wenig, bis sich die ganze Batterie nachgeschalteter Sauberwichteln darauf eingestellt hat. So jedenfalls erklärte es uns ein Konzerntechniker. Ein Zugeständnis an die Umwelt, aber auch ein bisserl ein Sicherheitsrisiko. Fazit: Zwei rundum gelungene Neuzugänge mit einem dezenten Hauch von Extravaganz. (Andreas Stockinger, 17.5.2018)

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