Die Rotenturmstraße in der Wiener Innenstadt soll eine Begegnungszone werden. Dadurch sollen vor allem die Fußgänger mehr Platz zur Verfügung haben.

Foto: Heribert Corn

60.000 Fußgänger und 3.000 Autofahrer sind jeden Tag auf der Rotenturmstraße im ersten Wiener Gemeindebezirk unterwegs. Das haben Verkehrszählungen ergeben, sagt Maria Vassilakou. Daher will die grüne Planungsstadträtin und Wiener Vizebürgermeisterin die rund 400 Meter lange Verbindung zwischen Franz-Josefs-Kai und Stephansplatz zu einer Begegnungszone umwandeln. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sollen dadurch künftig gleichberechtigter unterwegs sein. "Wir wollen jetzt starten, weil die Detailplanung zur Sanierung des Schwedenplatzes angegangen wird", hieß es am Donnerstag auf STANDARD-Nachfrage aus Vassilakous Büro.

Noch habe es keine Gespräche gegeben, diese werden aber jetzt angegangen. "Der nächste Schritt ist es, alle, die in der Straße etwas zu tun haben – also von Wirtschaftstreibenden über Anrainer, die Wiener Linien bis zum Bezirk –, einzubinden", informiert das Büro Vassilakou. Aus fachlicher Sicht sei die Variante einer Begegnungszone nach dem Vorbild der Herrengasse die sinnvollste. Die Mariahilfer Straße sei hingegen kein guter Vergleich, da sie viel breiter ist.

SPÖ signalisiert Unterstützung

Wie viel das Projekt kosten wird, ist noch unbekannt. Vassilakou kann sich aber vorstellen, dass sich die Geschäftsinhaber an der Umgestaltung finanziell beteiligen. Bei dem Umbau der Herrengasse 2016 kamen dadurch mehr als fünf Millionen Euro in die Projektkasse – der Löwenanteil.

Die SPÖ signalisierte in einer ersten Reaktion bereits Unterstützung. "14 Millionen Menschen gehen Jahr für Jahr die Rotenturmstraße entlang, die Menschen steigen sich dort gegenseitig auf die Zehen", sagte Mireille Ngosso (SPÖ), designierte Bezirksvorsteher-Stellvertreterin in der Inneren Stadt. Eine Begegnungszone hätte sie "lieber heute als morgen".

ÖVP zeigt sich abwartend

Im Büro von Markus Figl (ÖVP), dem Bezirksvorsteher des ersten Wiener Gemeindebezirks, äußerte man sich noch zurückhaltend: Den Vorstoß der Grünen gebe es seit vielen Jahren, er sei aber nicht ausgearbeitet. "Wir waren in der Vergangenheit weder dafür noch dagegen, einfach weil es keinen konkreten Vorschlag gab", hieß es auf STANDARD-Nachfrage aus dem Büro Figl. Figl habe jetzt erneut aus den Medien von den Plänen erfahren, "mit uns hat das Büro von Vassilakou noch nicht gesprochen". Und: "Begegnungszone ist ein nettes Schlagwort, aber das kann viele verschiedene Ausgestaltungen haben." Denn selbst bei der Mariahilfer Straße gebe es unterschiedliche Regelungen. Es gebe noch "viele offene Fragen".

Doch auch Figl erkennt einige Herausforderungen in der Rotenturmstraße, die man lösen müsse: Zum einen gebe es eine hohe Fußgängeranzahl, zum anderen stehe zu viel auf den Gehsteigen herum. In einen Entscheidungsprozess müssten nun die Bevölkerung, Experten und die Verkehrskommission einbezogen werden.

Komplette Ablehnung von FPÖ

FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik lehnte Vassilakous Pläne hingegen komplett ab. Er sieht "die nächste Autofahrer- und Wirtschaftsschikane". Außerdem äußerte er die Befürchtung, dass durch die Schaffung einer weiteren Begegnungszone die Gefahr bestünde, dass "Autos schrittweise aus der Innenstadt verdrängt werden".

Aufgrund der EU-Ratspräsidentschaft gilt aber erst einmal ab Juli eine Bausperre. Alle Umbauarbeiten sind erst ab 2019 möglich. Das gilt auch für den Schwedenplatz: Er soll in zwei Phasen bis 2025 erneuert werden. Das Areal zwischen Morzinplatz und Postgasse soll grüner und einladender werden: Dazu werden 160 Ginkgobäume gepflanzt, und das Bodenpflaster wird erneuert. Geht es nach Georg Niedermühlbichler, SPÖ-Bezirksparteivorsitzender der Inneren Stadt, soll auch der Busparkplatz abgesiedelt werden: "Dadurch würde den Fußgängern eine Fläche von fast zwei Fußballfeldern zur Verfügung stehen." (Oona Kroisleitner, Julia Schilly, 10.5.2018)