US-Sänger Bobby McFerrin trat am Dienstagabend in Wien auf.

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Als Meister der simulierten Mehrstimmigkeit ist Bobby McFerrin längst Teil der Jazzgeschichte. Was den US-Amerikaner, Pionier des instrumentalen Gesanges, allerdings darüber hinaus auszeichnet, ist sein – in Konzerten inszenierter – demokratischer Musikansatz. Selbiger scheint zu verkünden, alle wären Vokalisten und Gesang würde jeden auch zu sich selbst führen – und zu den anderen sowieso. Wenn dann so ein Chor, wie im Wiener Konzerthaus, zum Finale den Song "Over The Rainbow" anstimmt, ertönt in Klangform das Symbol einer friedlich-humanen Gesellschaft. Sympathisch.

McFerrins diesbezügliches Projekt "Circlesongs" absolviert er mit den Kollegen Dave Worm (perkussiver Könner), Joey Balke (angenehme Stimme) und dem Mitgliedern der Wiener Singakademie. In der Regel wirft McFerrin dem Kollektiv ein Riff zu, das übernommen wird und fortan den klanglich-rhythmischen wie auch harmonischen Rahmen für Improvisationen bildet. Dabei ist McFerrin gerne im Bereich der stilisierten Folklore und der Parodie unterwegs. Auf afrikanische Stilherkunft verweisende Fantasiesprache ist da ebenso dabei wie Verulkungen von Marschgestik und martialischer Politrhetorik.

Am ausgelassensten wirkt der Abend dort, wo McFerrin ein spontan angerissenes Riff bis ins Groteske steigert und schließlich nicht anders kann, als die eigene Verspieltheit auszulachen. Das ist dann spontanes kleines Musiktheater. Zum Einsatz kommen dabei u. a. "Another One Bites The Dust" von Queen oder der Hit aus Carl Orffs "Carmina Burana", also "O Fortuna".

McFerrins Können kommt natürlich am deutlichsten zum Vorschein, wenn er im Trio mit Dave Worm und Joey Balke – über das Gemeinschaftserlebnis hinaus – musikalisch Ernst macht. Es waren diesmal rare Augenblicke, mit Blues wie auch Reminiszenzen an den Bebop. Mehr Zeit wurde dem Chorgesang und dessen sehr menschlicher, aber musikalisch jetzt nicht sonderlich zwingender Anlage gewidmet. Der große Gestalter blieb da gewissermaßen zu bescheiden. (Ljubiša Tošić, 9.5.2018)