Adipositas ist eines der größten medizinischen Probleme im 21. Jahrhundert. Die Stoffwechselerkrankung wird durch falsche Ernährung verursacht, allerdings wissen die Forscher bislang noch nicht, welche Mechanismen das massive Übergewicht auslösen.

Es gibt auch eine sehr seltene Form von Adipositas, die genetisch bedingt ist. Berliner Forscher haben in einer Phase-2-Studie an der Charité einen zwei Patienten mit Melanocortin-4-Rezeptor Agonist behandelt. Das Ziel war: Das unbändige Hungergefühl zu stoppen, indem das Sättigungszentrum in Gehirn aktiviert wird.

Die jungen Patienten profitierten von einem Wirkstoff, der gleichzeitig neue Erkenntnisse über die grundlegenden Signalwege des Sättigungsgefühls ermöglicht. Eine Mutation in der genetischen Bauanleitung des Leptin-Rezeptor (LEPR) führt bei den Betroffenen bereits in den ersten Lebensmonaten zu einem starken Hungergefühl. Die Folge ist eine ausgeprägte Fettleibigkeit bereits in der Kindheit. Es gelingt den Patienten meist nicht, durch vermehrte Bewegung und reduzierte Kalorienaufnahme, das Körpergewicht längerfristig zu stabilisieren. Darüber hinaus ziehen die Patienten häufig keinen Nutzen aus einer Adipositaschirurgie.

Hungrig und satt

Eine Schlüsselrolle im Hunger-Sättigungsmechanismus spielt das MC4R-Gen, das den Bauplan für den Melanocortin-4 Rezeptor (MC4R), der den Energiehaushalt des Organismus und das Körpergewicht reguliert, liefert. Es liefert den Bauplan für den Melanocortin-4 Rezeptor (MC4R), der den Energiehaushalt des Organismus und das Körpergewicht reguliert.

Im Gehirn führt normalerweise die Bindung des sogenannten "Sättigungshormons" Leptin an den LEPR über mehrere Schritte zur Produktion des Melanozyten-stimulierendes Hormons (MSH). Die Bindung von MSH an MC4R löst dann das eigentliche Sättigungssignal in den Zellen aus. Ist der Rezeptor LEPR jedoch defekt, wird die Signalkaskade der Sättigung unterbrochen und ein ungestilltes Hungergefühl begünstigt das Entstehen einer Adipositas.

Sättigung manipulieren

Das im Rahmen der jetzt veröffentlichten Studie zur Behandlung eingesetzte Peptid bindet im Gehirn der Patienten an MC4R und löst das Sättigungssignal wieder aus. Bereits innerhalb weniger Wochen nach Therapiebeginn konnten die Ärzte erste Effekte messen. Über einen Zeitraum von 42 Wochen reduzierte sich bei der ersten Patientin das Gewicht um 51 Kilogramm, ausgehend von 155 Kilogramm.

Die zweite Patientin verlor im Laufe von 12 Wochen 20,5 kg bei einem Anfangsgewicht von 152,8 Kilogramm."Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen die fundamentale Rolle des MC4R Signalweges in der Appetitregulation und liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis grundlegender Prozesse im Zusammenhang mit dem Körpergewicht", so Kühnen. In weiteren Studien soll nun festgestellt werden, ob auch Patienten ohne genetische Mutation von dieser Therapie profitieren. (red, 9.5.2018)