Georg Willi gewann die Innsbrucker Bürgermeisterwahl.

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Georg Willi hat doppelt Grund zum Feiern: An seinem 59. Geburtstag wurde er zum Bürgermeister seiner Geburtsstadt Innsbruck gewählt. Für Willi ist es die Krönung einer fast drei Jahrzehnte dauernden Politikerkarriere, die ihn vom Innsbrucker Gemeinderat in den Tiroler Landtag, dann weiter in den Nationalrat und nun wieder zurück ins Rathaus in der Maria-Theresien-Straße geführt hat.

Mit Georg Willi hat sich der Kandidat der derzeit nicht gerade erfolgsverwöhnten Grünen durchgesetzt – gegen die regierende Bürgermeisterin. Innsbruck ist daher die erste Großstadt, die einen Grünen Bürgermeister erhalten wird. 52,9 Prozent für Willi gegen 47,1 Prozent für Oppitz-Plörer von der bürgerlichen Liste "Für Innsbruck".
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Für seine Partei ist es der erste und langersehnte Wahlerfolg seit Einsetzen des grünen Selbstzerstörungsprozesses. Und genau das könnte nun spannend werden. Denn als Hoffnungsträger verkörpert der bürgerliche Willi so gar nicht jene grünen Werte, die in der Partei zuletzt hochgehalten wurden.

Gesang und Kapitalismuskritik

Der begeisterte Kirchenchorsänger lobt den ökosozialen und kapitalismuskritischen Kurs von Papst Franziskus. Er zeigt Verständnis dafür, dass dem gemeinen Wahlvolk das Dach über dem Kopf wichtiger ist als die Frage nach dem Binnen-I oder der Ehe für alle.

Dafür wurde er von Teilen der eigenen Partei noch während des laufenden Wahlkampfes harsch kritisiert. Doch Willi zog seine Linie durch. Als erfahrener Politiker weiß er, dass man Wahlen nicht mit Orchideenthemen gewinnt. Er punktete mit flotten Sprüchen wie "Wo ein Willi, da ein Radweg" und trat stets adrett in Jeans, Hemd und Sakko auf.

Blaue Grenze

Nur eine Grenze zog er konsequent: Mit ihm werde es keine Regierungsbeteiligung der FPÖ in Innsbruck geben. Damit drängte er Kontrahentin Christine Oppitz-Plörer (FI), die sich ebenso wie Willi gern als liberale Bürgerliche gibt, ins rechte Eck. Wohlwissend, dass Innsbruck zwar bieder, aber eben nicht rechts ist.

Der Berufspolitiker Willi, der sein Jus- und Biologiestudium der Karriere wegen sein ließ, mag nach außen weich wirken, ist in der politischen Sache aber ein Vollprofi. Als der grüne Gemeinderat im Herbst im Zuge der #MeToo-Debatte versuchte, sich selbst zu zerfleischen, sprach er ein internes Machtwort. Seitdem wagt nicht einmal der feministische Flügel ein Aufbegehren.

Neue Rolle

Der verheiratete Vater eines erwachsenen Sohnes hat schon in den 1990ern geholfen, die Grünen zu retten. Damals war der ausgebildete Mediator eine der treibenden Kräfte hinter der Wiedervereinigung der beiden getrennten grünen Listen Österreichs. Nun wird Willi vorexerzieren müssen, wie man als Grüner regiert. Eine Rolle, die selbst für den erfahrenen Politiker Neuland ist. (Steffen Arora, 7.5.2018)