Parteichef Werner Kogler will mit den Grünen in der Linzer Start Up-Schmiede neu durchstarten

Werner Dedl

Linz – Die grüne Botschaft an diesem Samstag in der Linzer Tabakfabrik war klar: Raus aus dem Tal der Tränen. Rund 500 Getreue waren gekommen, um unter dem Motto "Du bist gefragt – Mitreden, Zukunft gestalten" einen weiteren vorsichtigen Schritt für einen Neubeginn auf Bundesebene zu setzen.

ORF-Bericht: Grüne wollen zurück in die Zukunft.
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Schauspielerin Susanne Pöchhacker setzte in ihrer Funktion als Moderatorin zunächst auf gruppendynamische Aufwärmübungen: "Nichts mit Eso oder so – einfach einmal aufstehen und den Sitznachbar ein wenig massieren." Und dann wagte Pöchhacker einen durchaus gewagten Blick in die Zukunft: "Wie klingt der Jubel nach der nächsten Nationalratswahl?" Das Publikum zeigte sich optimistisch und antwortete mit Gejohle und frenetischem Applaus.

"Wir sind hier, wir sind laut"

Bundessprecher Werner Kogler blickte dann dennoch kurz in die Vergangenheit und erinnerte an die 68er-Studentenproteste: "Wir sind hier, wir sind laut – weil man den Menschen die Zukunft klaut." Die grüne Idee sei "sowieso nicht tot". Kogler: "Weil sie gebraucht wird. Und die grüne Vision braucht euch – sie hat mehr Zukunft als alle die anderen Konzepte. Die grüne Vision ist sinnvoll und notwendig." Mit dem aktuellen Zustand seiner Partei scheint der grüne Chef durchaus zufrieden: "Wir sind eh‘ schon wieder sehr entschlossen – ja fast leidenschaftlich."

ORF-Reporter Matthias Westhoff aus Linz.
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Breite Sprache

Kogler mahnte aber auch ein: "Ich möchte, dass wir unsere Lektion gelernt und die Botschaft vom 15. Oktober verstanden haben." Folgt man den Worten des grünen Parteichefs, so soll der Weg zurück in den Nationalrat eine Gratwanderung zwischen klassischen grünen Themen und einem Auftreten mit deutlich mehr Biss sein.

"Bei aller Tiefe bei den Themen müssen wir in der Sprache breiter werden", so Kogler. Es gehe aber nicht darum, "am Stammtisch die populistische Fahne in den Wind zu hängen. Wir wollen künftig eine Protest- und eine Projektpartei sein." Und es gibt vom grünen Chef einen klaren Auftrag: "Bleibt hungrig, bleibt unangepasst."

Prominente Gäste, aktiver Nachwuchs

Thematisch galt es am Tag des Neustarts zu den Positionen zu den grünen Themen Umwelt, Wirtschaft, Soziales und Demokratie zu diskutieren. Entsprechend Keynotes lieferten unter anderem Datenschutzaktivist Max Schrems, Umweltökonomin Angela Köppl sowie Can Yüce von der Bürgerbewegung "Barcelona en Comú".

Zwölf Gruppen zu aktuellen politischen Fragen wurden unter anderem von der Gleichbehandlungsanwältin Sandra Konstatzky oder dem TU-Verkehrswissenschafter Harald Frey unterstützt. Die Ergebnisse dieser Brainstormings will man in die weitere Arbeit der Partei einfließen lassen. Viel Raum gab es auch für den grünen Nachwuchs – mit einem "NextGenerationLab".

Umwelt und Grundeinkommen

Am Ende des Tages heißt es, man wolle das Thema Umweltschutz künftig wieder stärker in den Mittelpunkt stellen. Aber auch das bedingungslose Grundeinkommen stand nach den Gruppendiskussionen im Zentrum. Kogler kommentierte das Grundeinkommen in der Schlussrunde wohlwollend. "Ich sehe die Rolle der Grünen genau dort, die Avantgardepartei zu sein, die zulässt, das zu diskutieren".

In weiterer Folge sollen nun in den Bundesländern inhaltliche Runden mit regionalen Schwerpunkten stattfinden. Am 22. September sollen all diese inhaltlichen Diskussionen in einem "offenen Symposium" in Wien zusammengeführt werden. Und am 17. November findet schließlich ein Bundeskongress der Grünen statt, bei dem auch über Personalia entschieden wird. Ob Kogler dort als Bundessprecher antritt, ließ er am Samstag offen. Auch eine Statutenreform könnte gestartet werden, intern wird darüber bereits diskutiert. (Markus Rohrhofer, 5.5.2018)