Wien – Krebszellen haben stets eine Vorgeschichte: Wenn aus einer normalen Körperzelle ein bösartiger Tumor entsteht, haben sich auf dem Erbgut bereits Male verheerender Verfehlungen angesammelt. Schädliche Umwelteinflüsse, genetische Vorbelastung und Fehler bei der DNA-Vervielfältigung hinterlassen charakteristische "Narben" (Mutationssignaturen), so Wiener Forscher im Fachblatt "Nature Communications".

Anhand dieser Narben im Genom ließe sich die Entstehungsgeschichte eines Tumors nachvollziehen und man könnte seine Eigenschaften bestimmen, erklärten die Forscher um Joanna Loizou vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) in Wien. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Auswahl einer geeigneten Therapie. Aus klinischen Beobachtungen habe man schon seit einiger Zeit angenommen, dass es solche Mutationssignaturen gibt, direkt nachweisen konnte man sie aber bisher nicht.

Die Forscher ließen sie nun im Labor entstehen. Sie sabotierten in menschlichen Zellen verschiedene Gene, die für die DNA-Reparatur wichtig sind, und schufen somit die perfekten Ausgangsbedingungen für diese, sozusagen eine "kriminelle Karriere" als Krebszellen einzuschlagen. Sie ließen die Zellen einen Monat lang wachsen und untersuchten danach ihr Genom. Dort fanden die Forscher jene Narben-Muster, die sie auch in Krebszellen von Patienten gesehen hatten, und konnten somit die Existenz und Entstehung von solchen Mutationssignaturen dokumentieren sowie direkt mit der Krebsentstehung in Verbindung bringen. (APA, 6. 5. 2018)