Finanzwissen im Lehrplan steckt noch in den Kinderschuhen.

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Beim Aufräumen im Keller wird eine 1.000-Schilling-Note der letzten Serie gefunden. Was nun? Kann man damit noch einkaufen gehen? Auf zur Oesterreichischen Nationalbank, weil ein Umtausch in Euro unbegrenzt möglich ist? Ist der Tausender wertlos und kann weggeschmissen werden?

Mit Fragen wie diesen haben Schüler in den vergangenen Wochen für das European Money Quiz trainiert. Im Klassenverband sind die Schüler dann live und online gegeneinander angetreten. Innerhalb der Schulklassen mussten sich die Schüler bei dem circa 20-minütigen Finanzquiz binnen kürzestmöglicher Zeit auf die richtige Antwort bei insgesamt zehn Fragen einigen. 50 Schulklassen aus Österreich mit rund 1100 Schülern waren dabei.

Gewonnen hat diese Vorausscheidung eine Schulklasse der HTL 16 aus Wien. Zwei Vertreter dieser Klasse reisen nun für das Finale am 8. Mai nach Brüssel. Mit dabei ist auch ihr Lehrer, Alfred Reisenberger. Er unterrichtet erst seit kurzem. Reisenberger hat vor knapp vier Jahren seine Karriere als Investmentbanker und Analyst beendet und die Seiten gewechselt. Jetzt unterrichtet er Wirtschaftsfächer und Rechnungswesen in der HTL. "Die Schüler waren richtig aufgeregt und hochmotiviert", sagt er. Hochmotiviert durch das Finanzquiz war auch Reisenberger "Das gewinnen wir ganz sicher!" – so hat er laut eigenen Erzählungen reagiert, als er die Einladung zu dem Quiz in seinem Schulpostfach gefunden hat.

Thema geht alle an

Das European Money Quiz findet heuer zum ersten Mal statt und ist aus der europäischen Initiative "European Money Week" heraus entstanden, die heuer zum vierten Mal in Folge stattgefunden hat. Diese soll einen länderübergreifenden Beitrag zur Erhöhung der finanziellen Bildung in Europa leisten.

In Österreich hat sich der Bankenverband um die Umsetzung gekümmert. "Ich freue mich, dass wir gleich bei der ersten Auflage des Quiz so viele junge Menschen erreichen konnten", sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes. Die Durchmischung der teilnehmenden Schultypen – von Polytechnischen Lehrgängen über die Neue Mittelschule, AHS, Handelsschulen und HAK bis hin zur HTL – zeige, dass das Thema alle angeht und interessiere.

In Brüssel wird sich nun entscheiden, in welcher der 30 teilnehmenden Nationen das größte Finanzwissen zu Hause ist. Als Gewinn winken 3.000 Euro für die Klassenkasse. Neben dem Finalspiel sind bei dem dreitägigen Brüssel-Aufenthalt auch Besuche bei europäischen Institutionen und Treffen mit Führungskräften aus dem Banken- und Finanzwesen geplant.

Motivation als Herausforderung

Schüler für Finanzwissen zu motivieren ist laut Reisenberger jedoch keine leichte Aufgabe. "Vorwissen ist nur sehr rudimentär vorhanden", so der Neolehrer. In den Lehrplänen der HTL fehlten Finanzthemen als fixer Bestandteil. Die Wissensvermittlung in diesen Gebieten hänge daher noch immer stark vom Engagement des jeweiligen Lehrers ab.

In die HTL 16 ist mit Reisenberger jedenfalls auch der Kapitalmarkt mit eingezogen. Bereits zweimal hat der Ex-Banker dort ein Aktienspiel ins Leben gerufen, das Anklang gefunden hat. Auch die Quizform ist etwas, das den Schülern gefällt. "Diese Art der Wissensvermittlung kommt gut an", beschreibt Reisenberger.

Wissen über Finanzthemen und das Kapitalmarktwesen würden von Schülern oft als fad empfunden. Der Bezug, warum das für sie von Bedeutung sein kann, müsse oft erst hergestellt werden. Einzelne Themen, wie etwa Bitcoin, ziehen die Kids aber in ihren Bann. "Zu dem Bereich stellen die Schüler von sich aus viele Fragen. Alles, womit man schnell reich werden kann, interessiert", sagt Reisenberger. Dass mit steigender Rendite auch das Risiko wächst, sei den Schülern selten bewusst. "Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig", so Reisenberger.

Die Antwort auf eingangs gestellte Frage ist übrigens: auf zur OeNB, ein Umtausch ist zeitlich unbegrenzt möglich. (Bettina Pfluger, 3.5.2018)