Auch in Indien wurde am Welttag der Pressefreiheit jener zehn Journalisten gedacht, die in Afghanistan getötet wurden.

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Journalistischer Kahlschlag in Afghanistan und Trauer. An die zehn Journalisten wurden Anfang dieser Woche, also nur wenige Tage vor dem heutigen Internationalen Tag der Pressefreiheit, durch Attentate getötet. Vornehmlich ausländische Journalisten oder solche, die für internationale Medien arbeiteten. So auch Shah Marai, der Fotograf der französischen Nachrichtenagentur AFP, und der 29-jährige BBC-Journalist Ahmad Shah. Unter den Opfern waren zudem Mitarbeiter der afghanischen TV-Sender 1TV, Tolo News und Marshal TV sowie des Radiosenders Radio Azadi, der afghanischen Dependance des US-Senders Radio Free Europe.

Sie alle wurden fast zeitgleich an verschiedenen Orten in Afghanistan getötet. Natürlich stellt sich die Frage: Ist diese seltsame Gleichzeitigkeit von Bombenattentaten hier und da und dort nur Zufall oder Strategie? Sind diese Journalistenmorde Teil einer gezielten Abschreckungspolitik?

Erinnerungen werden wach. So auch die an den Krieg gegen Medienschaffende im Irak des beginnenden 21. Jahrhunderts. 2005 wurde in Bagdad die italienische Journalistin Giuliana Sgrena, die unter anderem auch für die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" arbeitete, von dortigen Terroristen als Geisel genommen. Ihr Sicherheitsbeamter wurde erschossen. Sie selbst blieb äußerlich weitgehend unversehrt. Die britische Journalistin Marie Colvin hingegen verlor im Februar 2012 bei einem Bombenanschlag in Syrien ihr Leben.

Weiße Flecken in der Informationslandschaft

Jedes Medienunternehmen überlegt sich nach solchen dramatischen Vorfällen, ob es weiterhin Korrespondenten in solche Länder schicken soll. Jede Versicherung feilscht um höher dotierte Verträge angesichts der möglichen Lebensgefahr. Das Ziel der Attentäter war und ist damit erreicht: Schritt für Schritt geriet damals und wird auch heute wieder ein Staat zu einem weißen Fleck in der Informationslandschaft. Nun ist offenbar Afghanistan an der Reihe.

Das BMEIA, das österreichische Außenministerium, gab nun eine Reisewarnung in der Sicherheitsstufe 6 für Handelstreibende und Touristen heraus. Möglicherweise gebe es keinen Versicherungsschutz. Die Warnung im Wortlaut: "Im ganzen Land besteht das Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle."

Auch SIGAR bestätigt nun, dass die jetzige US-Regierung und das US-Verteidigungsministerium keine Strategien für Afghanistan haben. SIGAR steht für Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction: für einen Wiederaufbau Afghanistans nach US-Muster. Offensichtlich ist die Situation in Afghanistan derzeit generell besonders explosiv. Noch im März hatte US-Verteidigungsminister Mattis hoffnungsfroh erklärt: "Wir sehen einem Sieg in Afghanistan entgegen." Zwar nicht militärisch, aber auf der Ebene einer politischen Vereinbarung zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban. Zu dem jüngsten Anschlag in Kabul bekannte sich inzwischen der IS: eine andere Art eines Sieges.

Welche Konsequenzen hat diese Situation nun für afghanische Asylwerber in Österreich, also für sogenannte illegale Migranten, die – lange Strecken zu Fuß – den weiten Weg über den Iran und die Türkei angetreten sind, um wenigstens in einem Land wie Österreich ihr Leben zu retten? Keine. Sie werden abgeschoben, sollen abgeschoben werden. Wieder dorthin, wo sie die Flucht begonnen hatten. Begründung: Afghanistan sei ein sicheres Land. Kein weiterer Kommentar. (Rubina Möhring, 3.5.2018)