Madrid, Rom, Lyon, Paris: Auf Dominic Thiem warten große Herausforderungen.

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Wien – Vier Wochen, zwei Masters-1000-Turniere in Madrid und Rom, dann Lyon sowie der Höhepunkt bei den French Open: Für Dominic Thiem geht es in die heiße Phase der Sandplatzsaison. Der Vorjahresfinalist reiste Donnerstagabend in die spanische Hauptstadt und möchte dort einen Formanstieg in Richtung Roland Garros schaffen. Sein Coach Günter Bresnik hat im Training zuletzt Fortschritte bemerkt.

"Sparring ohne Ende"

"Das Training ist ganz gut jetzt, muss ich sagen. Man muss schauen wie es beim Punktespielen ausschaut", erklärte Bresnik am Donnerstag. In sechs Tagen habe Thiem sehr intensiv trainiert. Und auch in Madrid geht das Schuften schon vor Turnierbeginn weiter: "Für die nächsten Tage ist schon Sparring ohne Ende ausgemacht: mit Nadal, Dimitrow, Pouille, Djokovic. Da trainiert er, was nur geht."

Die Gewissheit, wo Thiem nun im Wettkampf steht, wird aber erst das Turnier selbst zeigen. Bresnik verglich den Weltranglisten-Siebenten mit einem Formel-1-Wagen. "Den Boliden stellst du in die Garage. Der wird aufgemotzt, das Öl gewechselt, vollgetankt mit Benzin – jetzt muss er fahren. Wie du dann in der ersten Runde fährst, wenn das Auto wieder 30 PS mehr hat, das weißt du nicht." Bresnik legt großen Stellenwert auch auf das Training vor Ort mit absoluten Weltklassespielern wie Sandplatzkönig Rafael Nadal. In der Südstadt sei jedenfalls "definitiv etwas weitergegangen". "Wie er sich in den Trainingstagen verbessert hat, ist für jeden klar erkennbar."

Punkte und Ranking für Bresnik nebensächlich

Von der großen Punktemenge, die Thiem 2017 gerade in Madrid (Finale/600), Rom (Halbfinale/360) und Paris (Halbfinale/720) geholt hat, lässt sich Bresnik nicht beeindrucken. Und vom "Punkte verteidigen" hält der Langzeit-Trainer ohnehin nichts. Im Gegenteil. "Der Gedankengang ist grundlegend falsch. Dem wird eine Bedeutung beigemessen, die es einfach nicht hat. Mir ist das völlig egal, wie viele Punkte er letztes Jahr zum gleichen Zeitpunkt gemacht hat! Dass jemand dran denkt, dass er gut spielt und gewinnen möchte, ist für mich der richtige Zugang."

1.660 Zähler, fast die Hälfte aller Punkte, die Thiem stehen hat, stehen auf dem Spiel. Bei schlechten vier Wochen ist die Top-Ten-Position in Gefahr. Doch von solchen Rechnungen hält Bresnik nichts. "Das ist ganz egal. Wenn ich schlecht spiele, dann bin ich halt nicht dort. Was bringt es mir, wenn ich in den Top Ten bin und jede Woche schlecht spiele?", fragt Bresnik. Das sei für ihn bedeutungslos. "Ich bin lieber Nummer 200 und gewinne jedes Match. Das Ranking hat keine Wertigkeit. Das verstehen die Leute nicht und er selbst mittlerweile auch nicht, weil er ständig darauf angesprochen wird."

Es werde nicht schwieriger, wenn man etwa eine bessere Setzung verliert. Schließlich sei Thiem auch in die Top Ten gekommen. "Und ein Tsitsipas spielt momentan gut und spielt in Barcelona das Finale. Wichtig ist, dass ich gut spiele. Um nichts anderes sollte sich ein Tennisspieler kümmern. Das gehört endlich einmal verstanden, am besten von allen, in erster Linie von Dominic."

Nüchterne Analyse

Und dieses "gut spielen" hat Bresnik von seinem Schützling 2018 noch nicht oft gesehen. Am besten sei es noch zu Jahresbeginn in Doha gewesen, ehe eine Verkühlung unmittelbar vor den Australian Open Thiem zurückgeworfen hat. Dann kam die fünfwöchige Pause mit der Knöchelverletzung. Und in den vergangenen Wochen mit zwei Viertelfinali in Monte Carlo und Barcelona? "Er hat ein gutes Match gespielt gegen Djokovic (Achtelfinale Monte Carlo, Anm.), wo er halbwegs das gezeigt hat, was man sich von ihm erwartet. Der Rest war schwach", stellte Bresnik trocken fest.

Weder die Niederlagen gegen Nadal noch gegen den aufstrebenden Griechen Stefanos Tsitsipas regen Bresnik auf. "Es geht darum, WIE es zustande kommt. Da hat es einige Dinge gegeben, die einfach schwach sind oder waren hoffentlich. Das muss er so schnell wie möglich beseitigen." Bresnik lässt übrigens wie jedes Jahr Madrid aus und wird ab Rom wieder dabei sein. Zwischen Rom und Paris hat Thiem das Nizza-Nachfolgeturnier in Lyon eingeschoben. (APA, 3.5.2018)