Wir alle benutzen sie täglich – mehrmals und meist ohne nachzudenken. Haushaltsgeräte gehören längst zum Alltag und sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Dass das nicht immer so war, zeigt die aktuelle Ausstellung "Geliebt – gelobt – unerwünscht" im Technischen Museum Wien. Der Staubsauger musste beispielsweise bei seiner Markteinführung erst erklärt werden und wurde als revolutionäre Technik angepriesen, die "das Leben der Hausfrau drastisch vereinfacht" und nebenbei auch noch die Haare trocknen kann. Die damals neuen Produkte wurden als Insignien des Fortschritts und der Modernität verkauft und so setzte sich die Technisierung des Haushalts in Bewegung. Sie versprachen Erleichterung im Alltag, Komfort und Zeit zu sparen. Zielgruppe waren bis in die 1970er-Jahre in erster Linie "die Hausfrauen", an die auch die Bedienungsanleitungen adressiert waren.

Haushaltsgeräte sind deshalb nicht nur unter dem Nützlichkeitsaspekt zu begreifen, sondern als Spiegel der Gesellschaft, die vorherrschende Normen, Werte und Rollenbilder abbilden. Sie sind Ausdruck einer Lebenswelt, die sie wiederum selbst prägen.

"Geliebt – gelobt – unerwünscht" zeigt Haushaltsgeräte im Wandel der Zeit. Einerseits wie sich Form und Gestalt verändert haben, andererseits aber auch wie sich der Umgang mit ihnen gewandelt hat. Die ausgestellten Haushaltsgeräte stammen zumeist aus Privathaushalten und erzählen damit auch persönliche Geschichten.

Der Staubsauger als Alleskönner

In seiner Anfangszeit um 1925 wurde der Staubsauger als multifunktionales Gerät beworben– etwa als Putzhilfe und Trockenhaube in einem, wie man sie aus dem bekannten Loriot-Sketch kennt. Verheißungsvolle Namen wie "Cyklon", "Tornado" oder "Supermax" sollen zudem symbolisieren, dass es sich hier um mächtige Gerätschaften handelt.

Foto: Susanne Garber

Allzweckgeräte

Ein weiteres, noch extremeres Beispiel für Multifunktionalität ist der "Nikse Volksgriller", der zwischen 1946 und 1955 auf den Markt kam. Mit dem Grill kann man nicht nur Fleisch braten, sondern auch den Raum heizen, das Baby wärmen oder die Haare trocknen. Später trennt man die Geräte wieder nach ihren Funktionen, denn der Grill als Schönheitspflege und Kochgerät in einem kommt nicht so gut an.

Foto: Technisches Museum Wien

Backen mit Strom

Kaum jemand kann sich heutzutage noch vorstellen, dass Herd und Ofen früher noch mit Kohlen geheizt wurden. Der abgebildete Elektroherd war aber tatsächlich eine kleine Revolution. Mit integrierter Küchenuhr war dieser elektrische Ofen ein moderner Hingucker, denn bis in die späten 1950er waren Elektroherde noch Luxusgüter.

Foto: Susanne Garber

Frischhalter

Ein kleines Wunder war auch die Erfindung des Kühlschranks. Ist er heute aus keinem Haushalt mehr wegzudenken, so war der Kühlschrank in den 1960ern noch eine Besonderheit. Erstmals konnte man Lebensmittel in größeren Mengen einkaufen und lagern. Selbst im Sommer hielt sich leicht Verderbliches frisch, was das Ehepaar, das diesen Hängekühlschrank dem Museum überlassen hat, besonders freute.

Foto: Technisches Museum Wien

Der Evergreen

Gesundheitsbewusste Safttrinker haben einen solchen auch heutzutage bei sich zu Hause stehen. Der Standmixer feierte im Zuge der Smoothie- und Juicingwelle erst vor kurzem (wieder) sein Comeback. Auch im Design hat sich nur wenig verändert und so ist der Standmixer ein Evergreen seit der ersten großen Gesundheits- und Fitnesswelle in den 1970ern.

Foto: Susanne Garber

Schnell, schneller, rapido

Weil schnell nicht mehr genug war, musste es "rapido" gehen. Zeit sparen war die Maxime des 20. Jahrhunderts und so wurden viele Produkte durch ihre Zeitersparnis beworben. Haushaltsgeräte erhielten deshalb Namen wie "Presto", "Turbo" oder "Rapido", wie diese Werbung zeigt.

Foto: Susanne Garber

Starpotenzial

Nicht nur Schnelligkeit und Power waren im 20. Jahrhundert ein wichtiger Faktor, auch Einzigartigkeit war nötig, um sich von anderen Produkten abzuheben. So wurden die Produkte auch gerne als "Star-" oder "Supergeräte" angepriesen.

Foto: Susanne Garber

Schleudergang

Wäsche waschen war vor den 1960ern in den meisten Haushalten noch (mühevolle) Handarbeit. Erst in den 1960er- und 70er-Jahren kamen Waschmaschinen zu erschwinglichen Preisen auf den Markt und fanden Einzug in die Privathaushalte. Sie erleichterten die Hausarbeit ungemein und sind mittlerweile eine Selbstverständlichkeit in jedem Haushalt.

Foto: Susanne Garber

Staubfänger

Nicht alle Haushaltsgeräte haben sich als Alltagsgegenstände durchgesetzt. So zeigt die Ausstellung auch Geräte, die zwar praktisch, aber dennoch überflüssig sind. Sei es, weil es dafür schon andere Geräte oder auch andere Methoden gibt. Der Eierkocher ist ein solches Beispiel, der von vielen als Staubfänger im hinteren Regal beschrieben wird.

Foto: Susanne Garber

Strahlende Zähne

Neben klassischen Haushaltsgeräten zeigt die Schau auch alltägliche Hygieneartikel, die die Gesellschaft, ihre Denkmuster, Sehnsüchte und Erwartungen vor allem in deren Bewerbung widerspiegeln. Nicht durchsetzten konnte sich allerdings diese Zahnpaste, mit der man es offensichtlich etwas zu wörtlich genommen hat. Die radioaktive Zahnpasta verspricht strahlend weiße Zähne, erweist sich aber später aufgrund der gesundheitsschädigenden Wirkung von Radioaktivität als ungeeignet. (Susanne Garber, 3.5.2018)

Technisches Museum Wien

Foto: Technisches Museum Wien