Fedora hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, an der Spitze der Linux-Entwicklung zu stehen. Schon oft wurden hier Neuerungen präsentiert, die erst später in andere Distributionen eingeflossen sind. Nun gibt es eine neue Ausgabe der von Red Hat finanzierten Linux-Distribution, und diese unterstreicht die erwähnte Einschätzung einmal mehr.

Thunderbolt 3

Fedora 28 bringt eine ganze Reihe an interessanten Neuigkeiten mit sich. Eines der Highlights ist dabei der Support für Thunderbolt-3-Anschlüsse, und da im Speziellen der Umgang mit den damit einhergehenden Sicherheitsvorschriften. So können nun externe Geräte bequem über die Systemeinstellungen für den Zugriff auf diese Schnittstelle autorisiert werden.

Der Default-Desktop von Fedora 28 ist wie von GNOME gewohnt spartanisch.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Wichtig ist diese Neuerung nicht zuletzt für Firmenkunden. Immerhin nutzen immer mehr Business-Laptops Thunderbolt als Schnittstelle für ihre Docking Stations. Damit kann deren Zugriff nun gezielt freigegeben werden, ohne Dritten einen mächtigen Angriffspunkt auf den jeweiligen Rechner zu liefern.

Virtualbox

Eine weitere von Red Hat vorangetriebene Entwicklung: Weite Teile der Guest Additions für Virtualbox wurden direkt in den Kernel integriert. Dies führt dazu, dass das Zusammenspiel zwischen Gast- und Hostsystem nun von Haus aus reibungslos funktionieren sollte. Bisher mussten die Nutzer bei Fedora-Gastsystemen diese Guest Additions erst manuell installieren.

Third-Party-Quellen

Zudem versucht Fedora aber auch für End-User komfortabler zu werden, ohne dabei aber den exklusiven Fokus auf freie Software aufzugeben. So wird mit Fedora 28 die Integration von Drittquellen erheblich vereinfacht. In GNOME Software können nun einige davon einfach mit einem Klick aktiviert werden, bisher mussten die Nutzer für solche Aufgaben zur Kommandozeile greifen. Zu den unterstützen Repositories gehören etwa RPM Fusion oder auch Googles Paketquelle für den Browser Chrome.

Third-Party-Quellen können nun einfach eingebunden werden.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Apropos GNOME Software: Hier wurde die Integration von BIOS/Firmware-Updates erweitert. In Kooperation mit diversen Laptop-Herstellern sollten die Nutzer also künftig für erheblich mehr Geräte über die Softwarezentrale Firmware-Aktualisierungen erhalten.

Akkulaufzeit

Einen besonderen Schwerpunkt hat man im aktuellen Entwicklungszyklus auf Optimierungen gelegt. So verspricht Fedora 28 etwa eine erheblich gesteigerte Akkulaufzeit im Vergleich zum Default-Install der Vorgängerversionen. Zumindest bei einzelnen Laptops sollen diese Verbesserungen in der Größenordnung von rund 30 Prozent liegen.

Red-Hat-Entwickler Hans de Goede betont, dass er dafür das Rad nicht neu erfunden hat. Allerdings sei er viele bisher schon bekannte Optimierungstricks durchgegangen, und habe sich angesehen, welche davon von Haus aus aktiviert werden können. Dabei geht es unter anderem darum, bei aktuellen Intel-Prozessoren tiefere Ruhezustände zu nutzen, die bisher aus Stabilitätsgründen vermieden wurden. Auch USB Bluetooth Autosuspend, SATA Link Power Management oder der automatische Schlafmodus für Intel HDA (Audio) werden nun genutzt. Als problematisch bekannte Hardware wird über Blacklists von einzelnen Optimierungen ausgenommen.

Support für Thunderbolt-Policies im GNOME Control Center. Zumindest theoretisch, das Testsystem hat leider keinen solchen Anschluss.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Parallel wurden auch einige Performance-Optimierungen vorgenommen, die etwa die GNOME Shell flotter machen sollten. Red Hat betont dabei, dass dies aber erst den Anfang darstellt, im Rahmen eines eigenen Performance-Hackfests soll noch im Mai weiter an diesem Thema gearbeitet werden. Ziel sei es, dass GNOME besser auf schwacher Hardware wie einem Raspberry Pi läuft – wovon schlussendlich dann alle profitieren.

Ubuntu-Anklänge

Deutlich vereinfacht wurde der Installer, einige Punkte die bisher mit dem GNOME Initial Setup gedoppelt wurden, wurden dabei gestrichen. So erfolgt nun etwa das Einrichten des User-Accounts erst nach dem ersten Boot ins fertige System. Parallel dazu wurde aber auch eine Änderung vorgenommen, die wohl längst nicht allen Fedora-Usern gefallen wird: Von Haus aus wird kein eigenes Root-Password mehr eingerichtet. Wie bei Ubuntu können administrative Aufgaben jetzt also mit dem Passwort für den User-Account und der Verwendung von sudo vorgenommen werden. Wer lieber weiter ein separates Root-Passwort haben will, kann dies aber natürlich weiterhin nachträglich einrichten.

Die User-Einrichtung erfolgt nun erst nach dem ersten Reboot.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Flatpak

Einiges an Entwicklungsarbeit stecken die Entwickler derzeit zudem in die Verbesserung des Flatpak-Supports. Dabei handelt es sich um ein neues Paketformat ähnlich Ubuntus Snaps, mit denen Apps – sehr vereinfacht gesprochen – isoliert vom restlichen System laufen sollen. In den letzten Monaten stellte dabei vor allem die Anbindung der sogenannten Portals einen Schwerpunkt dar. Über diese sollen künftig Zugriffe auf sensible Daten – etwa Standort, Mikrofon oder Kamera – geregelt werden, ähnlich wie es bei mobilen Betriebssystemen der Fall ist.

Updates

Zu all dem kommen noch zahlreich Softwareaktualisierungen. Die wichtigste davon wohl das Update auf GNOME 3.28 also die neueste Version des Linux-Desktops mit all den zugehörigen Anwendungen. Natürlich gibt es aber auch hier wieder die Möglichkeit andere Desktops wie Plasma (KDE) oder auch das schlanke Mate zu nutzen. Der Kernel trägt die Versionsnummer 4.16 und ist damit auf dem aktuellsten Stand. Weitere Eckdaten der Softwareausstattung sind Firefox 59 und LibreOffice 6.0.3, als Compiler kommt bereits die GCC 8 zum Einsatz, für den Cloud-Einsatz steht unter anderem Kubernetes 1.9 zur Verfügung. Eine Premiere gibt es zudem bei der Server-Variante von Fedora, wird doch erstmals die Aarch64-Architektur für 64-Bit ARM-Prozessoren offiziell unterstützt.

Download

Fedora 28 kann in Form eines Systemabbilds von der Seite des Projekts heruntergeladen werden. Dieses Image kann dann via DVD oder USB-Stick sowohl zum gefahrlosen Ausprobieren des Systems als auch zur Installation genutzt werden. (Andreas Proschofsky, 1.5.2018)