Die Hauptseite des ORF gefällt auf Facebook über 121.000 Leuten. Die Promo für den neuen "Showfreitag" dürfte allerdings nicht viel gebracht haben. Die Koch- und Quizshow werden mangels Zuseherinteresse nach hinten verräumt – DER STANDARD berichtete darüber.

Foto: Screenshot/ORF Facebook

Wien – "ORF Konkret", "ORF Bürgeranwalt" oder "ORF Report" könnten schon bald Geschichte sein – zumindest auf Facebook, denn: Noch im Laufe des zweiten Quartals wird der ORF seine neue Facebook-Strategie umsetzen, sagt Online-Chef Thomas Prantner zum STANDARD. Prantner hatte bereits – wie berichtet – vor einigen Wochen angekündigt, die ORF-Präsenzen auf dem sozialen Netzwerk auf den Prüfstand zu stellen, was auch in einen kompletten Rückzug münden könnte. Der ORF fungiert derzeit als Betreiber von über 60 Facebook-Seiten. Sie sollen als Motor für die Promotion von einzelnen Sendungen und verschiedenen Kanälen dienen.

Die Überlegung, Facebook zur Gänze den Rücken zu kehren, dürfte vom Tisch sein, aber: "Sicher ist, dass der ORF seine grundsätzliche Policy gegenüber Facebook ändern wird und die Promotion beziehungsweise Auftritte auf Facebook massiv reduzieren wird", so Prantner zum STANDARD, "die aktuell äußerst bedenklichen Entwicklungen bestätigen uns in dieser bereits vor einigen Wochen getroffenen Entscheidung." Präzisieren und in eine Zahl gießen möchte Prantner seine Ansage nicht, nur so viel: "Die genaue Reduktionsanzahl steht noch nicht fest. Es wird aber wesentlich sein."

Facebook füttern

Warum Facebook vom Freund, der Promotion für ORF-Sendungen ermöglichte, zum Feind mutierte, begründete Prantner im Februar gegenüber dem deutschen "Handelsblatt" so: "Warum sollen wir mit unseren Inhalten dafür sorgen, dass ein börsennotierter Konzern aus dem Silicon Valley seine Werbeeinnahmen steigern kann?" Befeuert dürfte den ORF-Teilrückzug nicht zuletzt der jüngste Datenskandal haben, bei dem Daten von über 80 Millionen Facebook-Nutzern über eine einfache Quiz-App zum Unternehmen Cambridge Analytica gelangt sind.

Die endgültige Entscheidung, was vom ORF auf Facebook übrig bleibt, trifft und kommuniziert dann ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Er ist nicht der einzige Chef eines Fernsehsenders, der Facebook zunehmend kritisch sieht. Auch ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker hatte zuletzt im STANDARD-Interview die Plattform als "Mitbewerber und Hauptkonkurrenten" bezeichnet: "Wir müssen uns sehr genau überlegen, was wir machen." Breitenecker möchte eine europäische Antwort auf Facebook finden und fordert, dass Facebook nicht als Host-Provider, sondern als Medium behandelt werden solle. Mit allen rechtlichen Implikationen, die etwa für Medien, nicht aber für Plattformen gelten. (omark, 30.4.2018)