Zähneputzen allein macht noch keinen gesunden Milchzahn. Das zeigte zumindest der Vergleich einschlägiger Studien.

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Karies entsteht durch Bakterien im Zahnbelag, zuckerhaltige Lebensmittel und mangelnde Mundhygiene. Kinder sind besonders anfällig für Karies, denn der Zahnschmelz von Milchzähnen ist empfindlicher als jener der bleibenden Zähne.

Für jeden neuen Zahn gilt jedoch, dass sein Zahnschmelz noch nicht ganz ausgehärtet und deshalb kariesanfällig ist. Sind bereits Milchzähne mit Karies befallen, werden oft auch die nachfolgenden bleibenden Zähne früh mit Karies "infiziert".

Während Karies bei Erwachsenen und Jugendlichen rückläufig ist, zeigen Untersuchungen bei den unter 3-Jährigen fast keinen Rückgang solcher Zahnschäden. So haben im Schnitt 14 Prozent der 3-Jährigen in Deutschland zumindest einen kariösen Milchzahn.

Daten von fast 10.000 Kindern

Eine Möglichkeit zur Prophylaxe ist ein so genannter Fluoridlack. Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat nun den Nutzen eines solchen Fluoridlacks in einem Rapid Report genauer unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis: Der Lack trägt wirksam zur Remineralisierung der Zahnoberfläche bei und verhindert die Entstehung und das Fortschreiten von Karies. Speziell bei kleinen Kindern bietet der Einsatz von Fluoridlack Vorteile, weil er schnell aushärtet. Ob die Fluoridierung auch in puncto Zahnerhalt oder dentalen Abszessen Vorteile bietet, ist mangels aussagekräftiger Daten allerdings unklar, heißt es in dem Bericht.

Insgesamt werteten die Forscher die Daten aus 15 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), in denen 5.002 Kinder mit Fluoridlack behandelt wurden. Weitere 4.705 Kinder erhielten keine Fluoridierung. In mehreren Untersuchungen wurden zusätzlich zum Fluoridlack weitere Maßnahmen zur Kariesprävention angeboten – etwa Schulungen zur Mundhygiene und zum richtigen Zähneputzen oder das Bereitstellen von Zahnbürsten und fluoridierter Zahnpasta.

Fluoridlack fördert Remineralisierung

Die Nachbeobachtungszeit betrug meist zwei Jahre, vereinzelt bis zu drei Jahre. Karies wurde als Endpunkt in jeder Studie untersucht, Nebenwirkungen in fast allen Studien. Weitere Endpunkte wie Zahnverlust, Zahnschmerzen, dentale Abszesse oder Zahnfleischentzündung (Gingivitis) waren nur selten Untersuchungsgegenstand. Die verfügbaren Daten zu diesen Endpunkten zeigten keinen Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe, sodass sich keine Aussagen über Vor- oder Nachteile der Fluoridlackapplikation ableiten ließen.

Allerdings ließ sich ein deutlicher Vorteil von Fluoridlack hinsichtlich der Kariesprophylaxe feststellen: Nach dem Aufbringen des Lacks trat Karies an Milchzähnen seltener auf als bei der Versorgung ohne Fluoridierung. Das Fazit von IQWiG: Mit dem Lack ließe sich zumindest das Fortschreiten von Karies vermindert, bei etwa jedem 10. Kind könnte Karies gänzlich verhindert werden. "Für den Nutzen war es offensichtlich egal, ob die Kleinkinder bereits Karies oder noch ganz gesunde Zähne hatten", resümieren die Studienautoren. (red, 26.4.2018)