Ronny Jackson zog seine Kandidatur nun wegen zahlreicher Vorwürfe zurück.

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Im Jänner hatte Jackson Trump eine gute körperliche und geistige Verfassung bescheinigt.

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Washington – Der von US-Präsident Donald Trump als Veteranenminister nominierte Ronny Jackson hat am Donnerstag seine Kandidatur zurückgezogen. Der Druck auf den derzeit als Leibarzt im Weißen Haus tätigen Jackson hatte zuletzt wegen zahlreicher Vorwürfe zugenommen: Er wurde etwa beschuldigt, bei der Arbeit betrunken gewesen zu sein, Mitarbeiter schlecht behandelt und Medikamente "wie Zuckerln" verteilt zu haben. Das berichtete die "New York Times" unter Berufung auf von Demokraten im Veteranenausschuss zusammengetragene Aussagen von mehr als 20 seiner ehemaligen und aktuellen Kollegen.

Jackson wurde demnach im Weißen Haus wegen seines großzügigen Umgangs mit Medikamenten "Süßigkeitenmann" genannt. Während Flügen sei er durch den Gang gegangen und habe rezeptpflichtige Medikamente zum Einschlafen und Aufwachen "wie Zuckerln" verteilt, sagte Senator Jon Tester, Obmann der Demokraten im Veteranenausschuss des Senats, dem Fernsehsender CNN.

Kollegen "in Panik"

Einem Mitarbeiter im Weißen Haus soll er außerdem eine so große Menge an Percocet verschrieben haben – einem Schmerzmittel, das das starke Opioid Oxycodon enthält –, dass seine medizinischen Mitarbeiter "in Panik" gerieten, weil sie sich die fehlende Menge nicht erklären konnten. Er soll sich auch selbst Medikamente verschrieben haben.

Außerdem sei Jackson bei Auslandsreisen immer wieder alkoholisiert gewesen – einmal habe man ihn für eine medizinische Behandlung nicht erreichen können, weil er betrunken in einem Hotelzimmer lag. Im Jahr 2015 soll er während einer Auslandsreise von Trumps Vorgänger Barack Obama im betrunkenen Zustand mitten in der Nacht laut an die Hotelzimmertür einer Mitarbeiterin geklopft haben. Beamte des Secret Service hätten ihn aufhalten müssen. Apropos Secret Service: Nach einer Feier der Sicherheitstruppe soll Jackson im betrunkenen Zustand ein Regierungsfahrzeug "demoliert" haben.

Der Veteranenausschuss hatte wegen der Vorwürfe eine für Mittwoch angesetzte Anhörung zu Jacksons Nominierung verschoben, ohne einen neuen Termin anzusetzen. Jackson selbst bestritt die Anschuldigungen: Sie seien "völlig falsch und erfunden", sagte er am Donnerstag, nachdem er seinen Rückzug bekanntgegeben hatte. "Hätten sie irgendeinen Wert, wäre ich nicht ausgewählt, befördert und mit einer solch sensiblen und wichtigen Rolle betraut worden."

Trump stellte sich hinter Jackson

Trump verteidigte Jackson bei einer Pressekonferenz am Mittwoch noch als "wunderbaren Mann". Er stehe hinter ihm, wünsche sich sogar "in mancher Hinsicht, er zu sein". Jackson werde "von einem Haufen Politiker angepöbelt, die nicht nett über unser Land denken". Das Weiße Haus bezeichnete Jacksons berufliche Bilanz als "tadellos" und forderte ihn auf, sich gegen die "falsche Anschuldigungen" zu wehren. Trump selbst nannte seinem Kandidaten allerdings auch die Option, auf das Ministeramt zu verzichten. Wäre Trump an Jacksons Stelle, würde er "es nicht tun". Das Nominierungsverfahren sei "zu hässlich und zu ekelhaft".

CBS News

Trump hatte den 50-Jährigen Ende März als Nachfolger des von ihm entlassenen David Shulkin nominiert. Das Veteranenministerium ist mit 360.000 Beschäftigten und einem Jahresbudget von 186 Milliarden Dollar (152 Milliarden Euro) nach dem Verteidigungsministerium die größte US-Bundesbehörde. Jackson war bereits unter Barack Obama Leibarzt im Weißen Haus und hatte sich im Jänner bei Trump beliebt gemacht, als er ihm eine gute körperliche und geistige Verfassung sowie "außergewöhnliche Gene" bescheinigte. (maa, 26.4.2018)