Unten Verluste, oben keine Zugewinne: Gebirgswälder profitieren von der Klimaerwärmung nicht, sagt Waldexpertin Sonja Vospernik.

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Wien/Salzburg – Die Erderwärmung führt nicht nur dazu, dass sich Vegetationszonen polwärts verschieben, der gleiche Trend äußert sich im Kleinen auch in der Vertikale: Je wärmer es im Gebirge wird, desto höher rücken Pflanzen auf. In Summe wird diese Entwicklung den Baumbeständen eher schaden als nützen, bilanzierte die Waldexpertin Sonja Vospernik am Rande des Österreichischen Klimatags in Salzburg.

Die Ausgangslage

In Österreich ist das Wachstum der Bäume in tiefen Lagen vor allem durch Trockenheit begrenzt, in den höheren Lagen von niedrigen Temperaturen, so Vospernik, die am Institut für Waldwachstum der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien forscht. Bisher habe man angenommen, dass sich die Seehöhen-Vegetationsstufen einfach nach oben verschieben – die Bäume in Hochlagen würden demnach stärkeres Wachstum zeigen und die vermehrten Probleme der trockenheitsgeplagten Bäume im Tal kompensieren.

Dem ist aber nicht so. Während in Tieflagen etwa im Jahr 2015 extrem starke Einbrüche im Wachstum der Bäume zu verzeichnen waren, zeigten die Bäume auf den Bergen keinen vermehrten Zuwachs durch höhere Temperaturen.

Messungen

Vospernik hat mit Kollegen bei mehr als hundert Bäumen an verschiedenen alpinen Standorten das Wachstum zwischen 2012 und 2015 mit sogenannten Banddendrometern verfolgt. Diese messen den Zuwachs des gesamten Stammes. Von den drei Millimetern, die jeder Baum im Schnitt zulegte, war das meiste Wachstum (75 Prozent) zu Beginn der Vegetationszeit von April bis Anfang Juli zu verzeichnen, berichtet sie. Trockenheit in dieser Zeit, wie sie im Moment gerade herrscht, sind demnach sehr schlecht für die Bäume. Dies passierte im Frühjahr 2015, und es gab damals "dramatische Einbrüche" im Wachstum", sagte die Forscherin.

Während die Bäume in den Tallagen vermehrt an solchen Trockenzeiten leiden, profitieren jene weiter oben nicht durch den Klimawandel. Sie zeigten keinen Wachstumszuwachs bei höheren Temperaturen, sagte Vospernik. "Wir glauben, dass die Hochlagen-Bäume genetisch so gut an kalte Temperaturen angepasst sind, dass sie nicht rasch auf die Erwärmung reagieren und schneller wachsen können." (APA, red, 25. 4. 2018)