Ein erster Schritt in die Zukunft sei getan, sagte Klement Tockner, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, weitere müssten folgen. Eine Aussage, die bezüglich des Budgets für Grundlagenforschung in Österreich fast schon Stehsatzcharakter hat. Grund dafür: Seit Jahren wird von Wissenschaftern, Politikern und Ökonomen eine umfassende Erhöhung der Mittel gefordert, die der FWF im Wettbewerb und nach Juryentscheidung an Wissenschafter und ihre Teams vergibt. Der vor allem von Mitteln des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums gespeiste Fonds muss seit einigen Jahren hervorragend evaluierte Förderanträge von Wissenschaftern aus finanziellen Gründen ablehnen.
Zuletzt fehlten 83,7 Mio. Euro, erklärte Tockner bei einer Pressekonferenz. Das seien Förderungen für etwa 600 Wissenschafter. Tockner verglich das mit Marathonläufern, die gut trainieren, aber dann doch nicht mitlaufen dürfen, weil es zu wenige Versorgungsposten auf der Langstrecke gibt.
Im kürzlich beschlossenen Budget wurde dem FWF ein Zuwachs von 110 Millionen für die nächsten drei Jahre gewährt, am Ende soll der Fonds vom Bund 224 Millionen Euro erhalten. Diesem Zuwachs galt die Formulierung "ein erster Schritt". Nach einem Ministerratsvortrag der ehemaligen SPÖ-ÖVP-Regierung war man noch von 290 Millionen Euro im Jahr 2021 ausgegangen. Da liegen doch immerhin 66 Millionen zwischen den geweckten Erwartungen und den Tatsachen.
Kein Jammerdiskurs
Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verteidigte die Budgetaufstockung und meinte, dass man in die Zukunft schauen und nicht in einen "Jammerdiskurs" verfallen sollte. Er gab aber Tockner in dessen Forderung nach einer besseren Balance zwischen Globalbudget der Universitäten und im Wettbewerb vergebenen Mitteln recht. In Schweden sei die Aufteilung 50 zu 50, in den Niederlanden (siehe Grafik) sogar 30 zu 70, sagte der FWF-Präsident. In Österreich werden 85 Prozent der Mittel fix vergeben und nur 15 Prozent im Wettbewerb. Faßmann sieht Bedarf, dabei nachzuschärfen.
Grundlagenforschung dürfte aber insgesamt in Österreich weniger Stellenwert als in anderen europäischen Ländern haben: Während in der Schweiz und in den Niederlanden etwa ein Drittel der Mittel für F&E in die Förderung von Wissenschaft fließt, ist es in Österreich weniger als ein Fünftel.
Auch ein anderer bereits oft gesehener Vergleich wurde gezogen: Während der FWF (Auszahlungen 2017 laut Statistik etwa 217 Millionen) und die hauptsächlich für Anwendungsforschung zuständige Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mehr oder weniger stagnieren (525 Millionen im Jahr 2017), geht die Kurve bei der indirekten Forschungsförderung deutlich nach oben. Die Forschungsprämie, eine steuerliche Erleichterung für Unternehmen, die F&E betreiben, wurde erst im Jänner dieses Jahres auf 14 Prozent erhöht.
Zuletzt wurden bereits 628 Millionen Euro ausgeschüttet. Faßmann wollte die direkte gegen die indirekte Forschungsförderung "nicht ausspielen" und betonte, auch die Forschungsprämie trage dazu bei, den Standort weiterzuentwickeln. Viele Unternehmen hätten sich auch deshalb für Österreich entschieden, weil hier F&E-Kosten zu 14 Prozent abgeschrieben werden können.
Tockner gab Faßmann natürlich eine eindeutige Botschaft mit auf den Weg – und die heißt: noch mehr Mittel für den Fonds, der heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert. Er geht auch davon aus, einen Auftrag für die Erstellung eines Exzellenzprogramms zu erhalten. Die Umsetzung brauchte selbstverständlich zusätzliche Mittel.
Geplantes Finanzierungsgesetz
Faßmann bekannte sich dazu, nannte aber keinen konkreten Plan und keine Zahlen. Und er bestätigte, dass es den im Regierungsprogramm enthaltenen Pakt für Wissenschaft und Forschung geben muss. Der Zeitplan: Spätestens 2019 sollte die Arbeit begonnen werden. Dabei geht es um ein Forschungsfinanzierungsgesetz, das längerfristige finanzielle Sicherheiten für Förderagenturen bringen soll.
Ein Gesetz, das schon Johannes Hahn (ÖVP), jetzt EU-Kommissar für europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen, in seiner Zeit als Wissenschaftsminister (2007 bis 2009) forderte. Man werde den für Jahresende geplanten OECD-Bericht über das heimische Innovationssystem abwarten und dann mit der Arbeit an diesem "Pakt" beginnen, sagte Faßmann. (Peter Illetschko, 25.4.2018)