SUP-Yoga steht für Stand-up Paddling Yoga: Auch wenn es wackelt, geht es darum, das Gleichgewicht zu finden.

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Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Manchmal probiert sie auch etwas Neues aus: SUP-Yoga.

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Es gibt zwei Arten von Menschen. Diejenigen, die sich zum Sport quälen müssen und Bewegung immer nur aus einem bestimmten Grund machen: wegen Übergewichts, Kreuzschmerzen, oft ist es beides. Die anderen machen Bewegung, damit sie die ganze Kopfarbeit des Tages aus sich rausbekommen, sich erinnern, wo Arme, Beine und Bauch sind, und diese auch dafür einsetzen, wozu sie ursprünglich gedacht sind.

Im großstädtischen Büroleben kommt Körperarbeit meistens zu kurz. Deshalb habe ich vor mittlerweile fast 20 Jahren mit Yoga begonnen. Ich kenne fast alles, dachte ich. Das anstrengende Ashtanga, das heiße Bikram, das statische Iyengar. Ich war aber auch schon im Kundalini (viele Wiederholungen), im Jivamukti (mit Musik) und im Aerial (in der Hängematte). Alles tut gut und beruhigt meine Nerven.

Wackelige Sache

Was ich noch nicht ausprobiert hatte, war SUP-Yoga, Yoga auf einem Surfboard. Vor zwei Wochen war es dann allerdings so weit. Am Strand von Tel Aviv wird SUP-Yoga angeboten. Um neun Uhr früh vor dem Hilton-Hotel. Ich hatte keine Ahnung, wie das funktionieren sollte. Yoga-Hose oder Bikini? Einschmieren oder nicht? Sonnenbrille oder ohne? Das Schöne: Die drei anderen, die sich am Strand eingefunden hatten, waren genauso ahnungslos wie ich. Ich war also in guter Gesellschaft.

Rami Katzav

SUP-Yoga ist die Abkürzung für Stand-up Paddling Yoga und kommt ursprünglich aus Hawaii. Die Surfboards in Tel Aviv waren kreisförmig im flachen Wasser festgemacht. Ich bin zwar schon lange auf keinem Bord mehr gestanden, diese waren aber breiter und auch rutschfester als die, die ich in Erinnerung hatte. Trotzdem waren sie wackelig, als uns die wunderschöne Lehrerin aufforderte, uns im Lotus in die Mitte des Bords zu setzen und die Augen zu schließen. Alle trugen wir Badeanzüge, alle waren wir eingeschmiert und glitschig, und alle hatten wir auch eine Sonnenbrille auf.

Mit Absturz

Ich habe die Stunde geliebt. Erstens: das sanfte Schaukeln. Zweitens: weil Übungen, die auf der Matte irre leicht sind, am kippeligen Bord zur Herausforderung werden. End drittens: weil es aufregend ist, etwas Neues zu machen. Bekannt und unbekannt zugleich. Wer es schafft, im Krieger auf dem Bord zu stehen und über das Meer gegen Horizont zu schauen, hat ein Glücksgefühl – selbst dann, wenn er zwischendurch im Wasser landet.

Die erste SUP-Yoga-Stunde meines Lebens war jedenfalls wunderbar. Nur: Tel Aviv ist weit, und ich bin zurück in der Kopfarbeit. Beim Googeln habe ich jedoch entdeckt, dass man auch in Wien auf dem Surfboard Yoga machen kann. Am Wochenende vom 28. bis 29. April gibt es im Rahmen der Surfworldcup 2018 in Neusiedel auch SUP-Yoga-Demonstrationen. Die hohe Kunst ist es nämlich, am Wasser eine Standwaage, einen Kopfstand oder sogar vielleicht sogar eine Brücke zu machen, möglichst auch bei sanften Wellen. Schlussendlich geht es immer um die Balance, auf dem Surfboard genauso wie am Schreibtisch. (Karin Pollack, 28.4.2018)