Bild nicht mehr verfügbar.

Wolfgang Eder macht als Voestalpine-Chef noch ein paar Jahre weiter.

Foto: REUTERS/HEINZ-PETER BADER

Das, was man landläufig einen Jausengegner nennt, war Wolfgang Eder für Österreichs Politik nie. Sie verschliefen die Zukunft und klebten an der Macht, statt zu führen, attestierte der Voestalpine-Chef und ließ die Politiker – und mit ihnen rund 3000 Böhler-Beschäftigte – monatelang im Unklaren darüber, ob der Neubau des Edelstahlwerks in Kapfenberg stattfinden wird oder auf einem anderen Erdteil.

Die Wahl fiel letztlich doch auf das Mürztal, wo seit Jahrhunderten Stahl erzeugt wird. Das in die Jahre gekommene Werk wird nun durch neue Anlagen ersetzt. Die Begründung für die Standortwahl klang dann doch ungewöhnlich banal: Nirgends auf der Welt gebe es so viele kompetente Metallexperten.

In Kapfenberg erfolgt am Dienstag der Spatenstich für ein neues Stahlwerk der Voestalpine. Es ist das erste neue Stahlwerk in Europa seit Jahrzehnten.
ORF

Nun ist es Eder, der warten muss. Darauf, ob er nach zwei Dutzend Jahren in der Voest-Führung über Februar 2019 hinaus bleiben darf. Wohl gilt es als denkunmöglich, dass der Vertrag des dann 67-Jährigen nicht verlängert wird – der pensionierte Versicherungsmanager Joachim Lemppenau als Voest-Präsident entscheidet aber nicht allein. Es reden lokale Bankdirektoren (Raiffeisen, Oberbank) ebenso mit wie der Betriebsrat, der via Mitarbeiter-Stiftung fast 14 Prozent an Voestalpine hält. Sie hatten insgeheim bereits Finanzchef Robert Ottel als neuen Konzernchef gesehen. Aber Eder will weitere drei Jahre im "Blauen Turm" auf dem Voest -Gelände bleiben.

Von der Universität zur Vöest-Alpine

Warten musste der 1978 nach dem Studium in die damalige Vöest-Alpine eingetretene Jurist immer wieder. Als sein Mentor, Generaldirektor Peter Strahammer, quasi Vater der modernen Voestalpine, 2001 in den Bergen verunglückte, wurde nicht Eder Konzernchef, sondern Finanzer Franz Struzl. Erst als der 2003 über Insiderhandel stolperte, kam der Sohn einer Hausfrau und eines Schuldirektors im Hausruckviertel zum Zug.

Es waren bewegte Zeiten für den passionierten Segler, den es regelmäßig an den Attersee zieht: Die von Schwarz-Blau 2003 eingefädelte Übernahme durch Frank Stronachs Autozulieferer Magna wurde abgewendet, die trotzig im Landtagswahlkampf angesetzte Entstaatlichung geriet zum Befreiungsschlag. 2007 kaufte die Voest Böhler-Uddeholm und statt eines Stahlwerks in Osteuropa baute Eder in Texas ein Werk für Eisenpellets. Daneben wurde Band für Band, Hochofen für Hochofen modernisiert – zuletzt das weltweit modernste Drahtwalzwerk in Donawitz und aus der "Mühlviertel AG" ein Weltkonzern mit 50.000 Mitarbeitern in 50 Ländern mit 11,2 Milliarden Euro Umsatz. (Luise Ungerboeck, 23.4.2018)