Kim Jong-un im Fernsehen.

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Südkorea stoppt die Propagandabeschallung des Nordens.

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Pjöngjang – Nach der nordkoreanischen Ankündigung eines Atom- und Raketenteststopps werden in Südkorea die Vorbereitungen für den Gipfel am Freitag mit vorsichtigem Optimismus vorangetrieben. Nach Behördenangaben vom Sonntag verzichtet Präsident Moon Jae-in für die kommenden Tage auf alle auswärtigen Termine, um sich auf das Treffen mit Kim Jong-un an der innerkoreanischen Grenze vorzubereiten.

Für Montag waren weitere Gespräche vorgesehen, um Fragen des Protokolls, der Sicherheit und des Umgangs mit den Medien zu besprechen. Zudem hat Südkorea den vorläufigen Stopp seiner Lautsprecherpropaganda an der Grenze verkündet. Das solle dazu dienen, "militärische Spannungen zwischen dem Süden und dem Norden abzubauen und ein Klima für friedliche Gespräche zu schaffen", teilte das Verteidigungsministerium am Montag mit.

Moon hatte die nordkoreanische Ankündigung vom Samstag als großen Schritt zu einer Entnuklearisierung der Halbinsel bezeichnet. Das abgeschottete Land will staatlichen Medien zufolge ab sofort seine Kernwaffen- und Raketentests aussetzen. Die Atomtestanlage im Norden werde geschlossen, hieß es unter Berufung auf Kim: Man habe das Ziel erreicht, Atomwaffen zu entwickeln. Im Dialog mit der internationalen Gemeinschaft sollten nun Frieden und wirtschaftliches Wachstum erreicht werden. Kim sprach allerdings nicht davon, dass das bestehende Atom- und Raketenarsenal abgebaut werden soll. Die US-Regierung verlangt von Nordkorea eine komplette Aufgabe des Atomprogramms.

Trump ortet großen Fortschritt

Ungeachtet dessen lobte Trump die Ankündigung ebenso wie China, der einzige große Verbündete Nordkoreas. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem Schritt nach vorn. Allerdings sei wichtig, dass dieser zu einer überprüfbaren atomaren Entwaffnung führe. Verteidigungsminister Itsunori Onodera warnte davor, den Druck auf Nordkorea zu lockern. Einige südkoreanische Experten zeigten sich skeptisch. Nordkorea habe wiederholt angekündigt, das Atomprogramm einzufrieren, sagte Nam Sung-wook von der Korea-Universität in Seoul. "Wir erinnern uns alle, wie es in den vergangenen Jahrzehnten mit diesen Versprechen und Zusagen weiterging."

Nach jahrelangen Spannungen haben sich die Beziehungen des Landes zum Süden und zu den USA verbessert. Den Grundstein dafür legte Kim in einer Neujahrsansprache, als er erklärte, sein Land sei "eine friedliebende und verantwortungsbewusste Atommacht". Nordkoreas Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Süden sorgte für eine weitere Entspannung. Nord- und Südkorea befinden sich formell im Kriegszustand, der Krieg von 1950 bis 1953 wurde lediglich mit einem Waffenstillstandsabkommen beendet.

Atomtestanlage hat "Aufgabe erfüllt"

Kim sagte laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA bei einer Sitzung des Zentralkomitees der Arbeiterpartei, Nordkorea habe erfolgreich Atomwaffen entwickelt, auch die Verkleinerung von Sprengköpfen sei gelungen. Daher seien "keine Atomtests und Tests von Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen mehr nötig". Die Atomtestanlage habe damit ihre Aufgabe erfüllt.

Laut KCNA galt der Verzicht auf Atom- und Raketentests bereits ab Samstag. Bei dem Testgelände handelt es sich um die unter einem Berg gelegene Anlage in Pyunggye-ri, die laut Experten durch die bisherigen Tests ohnehin schwer in Mitleidenschaft gezogen ist. Zugleich bekräftigte Kim seinen Anspruch auf Nuklearwaffen: Die atomare Bewaffnung sei ein "wunderbarer Sieg" und eine "beständige Garantie", die den Nachfahren "das würdevollste und glücklichste Leben in der Welt" sichere.

"Die gesamte Partei und das gesamte Land sollten sich nun auf die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft konzentrieren", sagte Kim weiter. Dies sei die neue Strategie der Partei. Bisher galt, Militär und Wirtschaft zeitgleich zu entwickeln.

Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren sein Atom- und Raketenprogramm massiv vorangetrieben und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen. Der UN-Sicherheitsrat, die USA, die EU und andere hatten mehrfach Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, sogar das Verhältnis zum verbündeten China kühlte sich deutlich ab. Im vergangenen Jahr nahm Nordkorea seinen sechsten und bisher stärksten Atomtest vor und testete zudem Raketen, die US-Staatsgebiet treffen könnten. Seit November gab es keine Tests mehr. Zu Jahresbeginn setzte schließlich diplomatisches Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea sowie zwischen Pjöngjang und Washington ein. (APA, 22.4.2018)