Es könnte alles ganz harmlos sein. Österreich will Südtirolern, die bei Konsulatsbesuchen lieber Deutsch als Italienisch sprechen, helfen. Ihnen sollen Österreichs Vertretungen offenstehen, stand in einem Gesetzesentwurf, der vorübergehend auf der Parlamentshomepage zu lesen war. Praktischer Service, könnte man sagen, nette Idee, oder in den Worten von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher: "Viele werden sich freuen."

So wäre es jedenfalls, wenn die türkis-blaue Regierung diese Chance nicht verspielt hätte. Sie hat die Südtirolfrage seit Amtsantritt für sich entdeckt. Wo die allermeisten Betroffenen kürzlich noch stolz von der friedlichen, kooperativen Lösung in der EU gesprochen hätten, präsentiert Wien nun Lösungen, wo es überhaupt kein Problem gab, und setzt auf Einbürgerungspläne und spitze Töne.

Kein Wunder also, dass auch die Konsularpläne für Aufregung sorgen, vor allem, weil Rom nicht vorab informiert war. Jene, die dort in Sorge waren, fühlen sich nun bestätigt. Das schadet dem Gesprächsklima – egal ob der Text absichtlich oder, wie Wien sagt, aus Versehen online ging.

Unverständlich bleibt, wieso Wien überhaupt so Druck macht. Das Thema widerspricht der EU-Agenda des Kanzlers, der FPÖ schadet es mit Italiens rechter Lega. Übrig bleibt Deutschnationalismus und Schielen auf Stimmen. Denn jene Südtiroler, die Pass und Wahlrecht als Erste anfordern würden, wären wohl Klientel von Blau und Türkis. (Manuel Escher, 20.4.2018)