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eSwatini bleibt Swasiland und heißt auch weiterhin so. Allerdings nicht mehr in englischer Sprache, wie König Mswati III. verfügt hat.

Foto: AP / Themba Adebe

Wien – Wer in Österreich öffentlich von der "Elfenbeinküste" spricht oder schreibt, der bekommt schnell einen bösen Brief von der Botschaft. Denn eine "Elfenbeinküste" gibt es nicht, jedenfalls nicht nach Auslegung der eigenen Regierung. Stattdessen gibt es nur Côte d’Ivoire. Der Name bedeutet das Gleiche, er ist die französischsprachige Version derselben Worte. Dass der Name, der von der Elefantenjagd kolonialer Tage herrührt, in verschiedenen Sprachen so unterschiedlich klingt, irritiert viele Ivorer aber sehr. Die Regierung verbat sich daher schon 1985 die Verwendung aller nichtfranzösischen Namensversionen, im Land selbst steht sie sogar unter Strafe.

Ob es ähnliche Regelungen auch im "Königreich eSwatini" geben wird, ist noch nicht bekannt. Klar ist aber: Das ehemalige Swasiland an der Grenze zwischen Südafrika und Mosambik ist seit Donnerstag offiziell unter diesem neuem Landesnamen zu führen. König Mswati III., absoluter Monarch des 1,4-Millionen-Einwohner-Staates, verkündete "nach jahrelangen" Diskussionen seine Entscheidung. Hintergrund sei die Kolonialgeschichte. Der Name eSwatini ist inhaltlich der bisherigen Bezeichnung Swasiland gleich – er bedeutet in siSwati, der Spache der Swasi, "Land der Swasi". Er ist aber keine Mischung mit dem Englischen, der Sprache der ehemaligen Kolonialisten, mehr. Anders als für andere Entscheidungen – etwa seinen extravaganten Lebens- oder seinen autoritären Regierungsstil – wird Mswati III. für diese Entscheidung von den eigenen Untertanen nur wenig Kritik einstecken müssen.

Afrikanische Ländernamen mit Rassisten-Bezug

Ähnlich wie Swasiland haben sich schon andere Staaten, die meisten in Afrika, in den vergangenen Jahrzehnten von ihren Kolonialnamen befreit. So legten etwa Njassaland und Betschuanaland jeweils mit der Unabhängigkeit von Großbritannien ihre Namen ab und heißen seither Malawi (1964) und Botsuana (1966).

Historisch belasteter ist die Geschichte des ehemaligen Rhodesien, das nach dem britischen Geschäftsmann, Siedler und angelsächsischen Rassisten Cecil Rhodes benannt war. Rhodes hatte große Gebiete der heutigen Staaten Sambia und Simbabwe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gekauft und geplant, dort eine weiße Herrschaft zu errichten, weil es besser für die Welt sei, "wenn mehr Menschen der englischen Rasse geboren werden". Von ihm stammt auch der Ausspruch "Die Eingeborenen sollten wie Kinder behandelt werden" – und daher sollten sie auch nicht am politischen Geschehen teilnehmen dürfen. Trotzdem – oder gerade deshalb – behielt die weiße Minderheitsregierung im heutigen Simbabwe den Namen bis zu ihrem Sturz 1980 bei, während Sambia sich bereits bei der Unabhängigkeit 1964 nach dem Fluss Sambesi benannte. Erst unter dem damaligen Premier Robert Mugabe erhielt das Land seinen heutigen Namen, der an die "Steinhäuser" seiner Bewohner erinnern soll.

Aufrechte Menschen statt Flussbewohner

Einen anderen Weg schlug 1984 das damalige Obervolta in Westafrika ein: Das Land war schon 24 Jahre unabhängig, als Militärmachthaber Thomas Sankara es in Burkina Faso umbenennen ließ. Sankara, der von linken und panafrikanischen Kreisen als "Ché Guevara Afrikas" verehrt wird, wollte damit eine andere Art antikolonialistisches Statement setzen. "Burkina Faso" bedeutet in der Landessprache "Land der aufrechten Menschen". Sankara wollte damit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bevormundung durch den Westen und vor allem durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich entgegentreten.

Die Frage der Ländernamen ist aber keinesfalls auf Afrika beschränkt. Lange Diskussionen löste in vielen Redaktionen im Jahr 1989 etwa die Entscheidung der Militärjunta in Rangun aus, das bisher als "Burma" beziehungsweise "Birma" benannte Land in Südostasien in "Myanmar" umzubenennen. Alle drei Worte beziehen sich auf die größte Bevölkerungsgruppe des Landes, die Bamar, und sind in dieser Hinsicht de facto bedeutungsgleich. Wenn man sie schnell spricht, wird die Ähnlichkeit auch klar. Allerdings bedeuten "myan" und "mar" zusätzlich in der Landessprache "schnell" und "stark". Aus Protest gegen das allgemein undemokratische Vorgehen der damaligen Regierung übernahmen viele Medien die neue Bezeichnung 1989 nicht. Auch der STANDARD schrieb lange von "Burma (Myanmar)". Erst seit den demokratischen Wahlen von 2015 hat sich dies geändert.

Morgenruhe in Korea

Für viel Verwirrung sorgen auch immer wieder jene Länder, deren Namen in der eigenen Sprache völlig anders ist als in der international gebräuchlichen Version. Neben Austria (Österreich) sind das zum Beispiel Albanien (Shqipëri), Indien (Bharat), Japan (Nippon) und Finnland (Suomi).

Ein Sonderfall ist auch Korea, dessen international gebräuchlicher Name von Reich Goryeo stammt. Südkorea benützt als Bezeichnung für den eigenen Staat oder das gesamte Korea gerne Hanguk ("großes Land"). Nordkorea bezeichnet sich selbst und Korea im Ganzen als "Chosŏn", eine Bezeichnung für ein historisch-koreanisches Reich, die man auch im Süden kennt. Chosŏn wurde von englischen Forschern im 19. Jahrhundert als "Land der Morgenruhe" übersetzt, was mittlerweile etymologisch umstritten ist und vermutlich falsch war. Im geschäftigen Korea selbst sorgt dies gelegentlich für Amüsement: So heißt ein Vorteilsprogramm der Korean Air 모닝캄. Die Buchstaben ergeben kein koreanisches Wort, lautmalerisch aber eine englische Phrase: "morning calm". (Manuel Escher, 20.4.218)