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Außenminister Ayman Soussan, überreicht dem rumänischen Botschafter Assads Orden.

Foto: AP/Syrian Presidency Facebook

Bashar al-Assad gilt seinen Gegnern als gefühlskalter Gewaltherrscher, der seine Landsleute foltern und mit Chemiewaffen umbringen lässt. In eigener Sache ist er aber zu menschlicher Regung fähig. Offensichtlich verärgert über die Ankündigung in Paris von Anfang dieser Woche, man prüfe die Aberkennung seines Ehrenlegion-Ordens, ist Syriens Präsident zur Tat geschritten: Über die rumänische Botschaft, die in Damaskus die Interessen Frankreichs vertritt, hat er das Großkreuz von sich aus zurückgegeben.

In einer Erklärung ließ Assad verlauten, er betrachte es "nicht als Ehre, die Auszeichnung eines Landes zu tragen, das ein Sklave der USA ist". Gemeint ist damit, dass sich Frankreich den amerikanischen Luftschlägen nach dem mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in der Ostghouta bei Damaskus angeschlossen hat.

Politische Frage

In Paris staunen viele, dass sich Assad überhaupt für eine solche Medaille interessiert, die angesichts von etwa 500.000 Toten im Syrien-Krieg als Belanglosigkeit gelten könnte. In Wahrheit ist die Frage sehr politisch – und das längst nicht nur wegen des Militäreinsatzes. Assad hatte den Orden im Jahr 2001 vom damaligen Staatschef Jacques Chirac erhalten. Die Bilder des Wangenkusses – gefolgt 2008 von der Ehrenpräsenz Assads bei der Truppenparade des französischen Nationalfeiertags – wirken heute eher peinlich für ein Land, das die Menschenrechte hochhält. Die Auszeichnung für ausländische Staatsoberhäupter ist allerdings kaum moralisch motiviert. Der Élysée-Palast ehrt mit der Auszeichnung generell Ausländer, die sich um die Beziehungen zu Frankreich verdient gemacht haben. Auch Diktatoren wie Benito Mussolini (Italien), Nicolae Ceaușescu (Rumänien) oder Francisco Franco (Spanien) haben sie schon erhalten.

Daher wird die Verleihung auch nicht immer an die große Glocke gehängt. Dass Jacques Chirac 2006 den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Orden auszeichnete, wurde vom Élysée schlicht unterschlagen. Bekannt wurde es nur durch eine Indiskretion aus Moskau. Aus Menschenrechtskreisen war Empörung darüber zu vernehmen, dass der gabunesische Präsident Ali Bongo 2010 von Nicolas Sarkozy trotz offensichtlicher Wahlfälschung den "Légion d'honneur" erhielt. Er trägt sie noch heute.

"Etwas viel"

Dem amerikanischen Radrennfahrer Lance Armstrong wurde der Ehrenlegionorden hingegen 2014 aberkannt, da er bei der Tour de France geschummelt hatte. Ein Entzugsverfahren läuft derzeit gegen den Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein.

In Frankreich tragen tausende Citoyens das diskrete rote Band, die Variante für die Zivilkleidung. Die von Napoleon geschaffene "Légion" zählt momentan nicht weniger als 93.000 Mitglieder. Das sei "etwas viel" , meinte Präsident Emmanuel Macron einmal. (Stefan Brändle aus Paris, 20.4.2018)