Peter Herzog fand über Umwege zum Marathon.

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Wien – Marathon ist ein Ausdauersport. Wer 42,195 Kilometer bewältigen will, braucht einen langen Atem. Peter Herzog benötigte Ausdauer, um überhaupt bei dieser Ausdauersportart zu landen. Der 30-Jährige bezeichnet sich vor dem Vienna City Marathon am Sonntag (8.55 Uhr, ORF 1) selbst als "Quereinsteiger".

Der Wintersport spielt eine große Rolle im Leben des Sommersportlers. Herzog ist Biathlontrainer am Skigymnasium Saalfelden. Für den Marathon trainiert der Salzburger nebenbei. Im Winter legte er sich die Laufbahn selbst per Schneefräse frei. "Ansonsten trainiere ich viel auf dem Laufband", sagt er. "Andere Läufer würden hier gar nicht trainieren."

Herzog beschwert sich nicht. Früher experimentierte er ja auch gern herum. Wie auch damals bei seinem ersten Marathon. 2012 bereitete sich ein Freund auf einen Ironman vor. Herzog begleitete ihn in München mit dem Motto "Wird schon". Die Zeit war vernachlässigbar, eine Verkühlung Monate später nicht. Ihre Verschleppung gipfelte in einer Herzbeutelentzündung und monatelanger Pause. Die Saat war aber gelegt, weitere Marathonstarts folgten. "Ohne GPS, ohne Plan. Ich bin einfach drauflosgelaufen." Irgendwann wurden 2:30 Stunden zum Ziel, irgendwann 2:20, irgendwann hat er es geschafft: beim Berlin-Marathon 2017 in 2:17:37 Stunden.

Lust und Laune

Neben den Bestzeiten wandelte sich auch die Trainingssteuerung. Früher gestaltete er diese nach Lust und Laune. Später vertraute sich Herzog Trainingsplänen aus dem Internet an. Mittlerweile hört er auf Peter Bründl, einen eigenen Coach – zumindest meistens: "Ich bin ein starker Gefühlsläufer. Wenn mein Körper einmal etwas anderes machen will, mache ich das auch. Unsere Zusammenarbeit funktioniert trotzdem gut." Nur die Lauftechnik weise auf einen Spätstarter hin. "Ich habe keine so gute Schrittfrequenz, laufe nicht so ökonomisch. Da fehlen mir ein paar Trainingsjahre. So etwas lernt man im Kindesalter." Damals hatte er aber andere sportliche Vorlieben.

Zuerst Langlauf, darüber fand er zum Biathlon und stand sogar im Landeskader der späteren ÖSV-Koryphäe Alfred Eder. Herzog zog es aber zum Radfahren weiter. Er verbrachte zwölf Jahre im Biketrail, einer Mountainbike-Variante in technisch anspruchsvollem Gelände. Weil er auch gern joggte, folgte irgendwann der Schritt zum Triathlon – mit einem Problem: "Ich musste mit 22 Jahren Schwimmen lernen."

Wie eine Werkzeugkiste

Weil er "wie eine Werkzeugkiste schwamm", blieb die Spitze außer Reichweite. Außerdem hätte Triathlon doppelt so viel Aufwand bedeutet wie Marathon. Das wäre mit seinem Job schwer vereinbar gewesen, das Vorausplanen ohnehin.

Auch Wien war lange kein Thema. Herzog konzentrierte sich zunächst auf die Halbmarathon-WM in Valencia Ende März – mit Erfolg: Mit 1:03:22 Stunden ist er seither drittschnellster Österreicher über diese Distanz. Letztlich verspürte er aber "einen Zug zum Vienna City Marathon".

Ziel sei dort eine neue persönliche Bestzeit. Damit würde er auch dem Limit (2:17) für die Leichtathletik-EM in Berlin Mitte August nahekommen, die aber auch noch kein Thema sei. Nur einen Ausblick wagt er: "In ein paar Jahren renne ich nicht mehr Marathon. Es ist einfach zu belastend."

Vielleicht würde er auch deshalb jüngeren Sportlern seinen eigenen Weg nicht empfehlen: "Ich bin ein Sondermodell", sagt er. "Aber ich glaube, ich stelle mich nicht so blöd an." (Andreas Gstaltmeyr, 19.4.2018)