In 15 Jahren vom Sales-Manager bei Alcatel-Lucent zum Generaldirektor der Telekom Austria: Thomas Arnoldner.

Foto: Urban

Wien – Von der Website des Deutsche-Telekom-Ablegers T-Systems Austria war sein Foto am Mittwochnachmittag (15.25 Uhr) bereits verschwunden – ein weiteres Indiz, dass Thomas Arnoldner neuer Chef der Telekom Austria (TA) wird. Die dafür formal notwendige Aufsichtsratssitzung findet am Donnerstag statt. Aufsichtsratsmitglieder bestätigten dem STANDARD einen entsprechenden Bericht des Magazins Trend.

ORF

Informell und politisch erfüllt der 40-Jährige alle Voraussetzungen: Er kommt aus der Jungen ÖVP, arbeitete sich beim Österreichableger des Telekomausrüsters Alcatel-Lucent in den Vorstand hoch (war lange Zeit quasi Grundvoraussetzung für eine Karriere bei der TA) und gehört dem Freundeskreis rund um Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an.

Machtzentrum in Argentinien

Mit Arnoldners Bestellung greift die Republik Österreich ihr im Syndikatsvertrag mit dem kontrollierenden Telekom-Aktionär America Móvil (Amov; 51 Prozent) verbrieftes Recht auf, den Generaldirektor des teilstaatlichen Konzerns zu nominieren. Darauf hatte die mit der Beteiligungsverwaltung betraute ÖIAG (28,4 Prozent) nach dem Amov-Einstieg 2014 verzichtet. Der Chefsessel der A1-Telekom in der Wiener Lassallestraße ging an den von Amov entsandten "Chief Operating Officer" (COO) Alejandro Plater.

Der wird nun den Vorstandsvorsitz Arnoldner überlassen, das geheime Machtzentrum aber wird bei dem aus Argentinien stammenden Plater bleiben. Denn gemäß Syndikatsvertrag hat Amov die alleinige industrielle Führerschaft und Kontrolle über die Telekom-Austria-Group. Gegen die Interessen des Mehrheitsaktionärs sind die den Österreichern zugesicherten Toppositionen des Vorstandschefs und des Aufsichtsratsvorsitzenden von überschaubarem Einfluss.

Mexikanisches Ticket

Denn neben Plater, der das besondere Vertrauen von Amov-Konzernchef Daniel Hajj, dem Schwiegersohn des Amov-Eigentümers und Milliardärs Carlos Slim, genießt, sitzt auch TA-Finanzchef Siegfried Mayerhofer auf einem mexikanischen Ticket. Sowohl der TA-Aufsichtsrat als auch der Vorstand werden von Amov dominiert, sie kann die Österreicher jederzeit überstimmen.

Ein Wechsel steht auch an der Spitze des TA-Aufsichtsrats an. Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttensdorfer legt sein Mandat in der Hauptversammlung am 30. Mai zurück, ihm folgt Rechtsanwältin Edith Hlawati, die bis zum Ausbruch der Telekom-Korruptionsaffäre bereits im TA-Aufsichtsrat war. Sie ist, erfuhr der STANDARD in TA-Kreisen, nur zweite Wahl. Der eigentlich dafür vorgesehene frühere A1-Chef Boris Nemsic habe kurzfristig abgesagt.

Betriebswirt Arnoldner (Wirtschafts-Uni Wien und Stockholm School of Economics) wird diplomatisches Geschick brauchen, er muss zwischen Wien und Mexiko vermitteln. Denn die TA hat zu viele Beamte, braucht einen kostspieligen Sozialplan, was in Mexiko nicht goutiert wird. Dabei wird Arnoldner, der zuletzt in der Geschäftsführung von T-Systems Austria, der für das Datengeschäft zuständigen Schwester von T-Mobile Austria, werkte, seine Breitband-Verbindung ins Kanzleramt wohl nicht schaden. (Luise Ungerboeck, 19.4.2018)