Den Haag – Im Fall der Nervengift-Attacke auf den früheren russischen Doppelspion Sergej Skripal und seine Tochter Julia hat Großbritannien seine Anschuldigungen gegen Russland erneuert. "Wir glauben, dass nur Russland die technischen Mittel, Erfahrungen und ein Motiv hat, die Skripals anzugreifen", erklärte der britische Botschafter Peter Wilson am Mittwoch in Den Haag.

Russland habe gegen die Chemiewaffenkonvention verstoßen und dem Ansehen der OPCW geschadet, sagte der Diplomat vor dem Exekutivrat der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW). Die britische Delegation bei der OPCW hatte seine Bemerkungen, die in der nicht öffentlichen Sitzung fielen, über Twitter verbreitet.

Die OPCW hat am Mittwoch in einer Dringlichkeitssitzung über die Ermittlungen zum Giftanschlag auf Sergej Skripal beraten. Das Treffen hinter verschlossenen Türen in der OPCW-Zentrale in Den Haag begann am Vormittag, wie aus Diplomatenkreisen verlautete.

"Russlands rücksichtloses Verhalten"

Der britische Botschafter in den Niederlanden, Peter Wilson, sowie ranghohe Diplomaten aus Russland, den USA und Frankreich kamen dort zusammen. Wilson warf Russland vor, das seit zwei Jahrzehnten bestehende, internationale Chemiewaffen-Verbot zu brechen. "Wir werden weiter Russlands rücksichtsloses Verhalten deutlich machen, wenn es die Chemiewaffen-Konvention verletzt und die globale Sicherheit bedroht", sagte er bei der Sitzung, wie die britische Delegation über den Online-Dienst Twitter mitteilte.

Die britische Delegation hatte das Treffen beantragt, um die anderen OPCW-Mitgliedstaaten über die Entwicklungen im Fall Skripal zu unterrichten. Es war die zweite außerordentliche Sitzung der Organisation innerhalb von drei Tagen. Am Montag war die OPCW bereits zu einem Treffen über den mutmaßlichen Giftgasangriff auf die syrische Stadt Douma zusammengetreten. Auch der UN-Sicherheitsrat wollte sich später am Mittwoch mit dem Giftanschlag befassen.

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im südenglischen Salisbury bewusstlos gefunden worden. Eine Untersuchung von OPCW-Experten hatte festgestellt, dass das in der früheren Sowjetunion fabrizierte Nervengift Nowitschok eingesetzt worden war. Der Bericht nennt aber keine möglichen Täter. Moskau weist alle Vorwürfe vehement zurück. (APA, dpa, 18.4.2018)