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Die Falcon-9-Rakete in Cape Canaveral wartet auf ihren Einsatz.
Foto: SpaceX/AP

Cape Canaveral – Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat den ursprünglich für die Nacht zum Dienstag geplanten Start des neuen Weltraumteleskops Tess verschoben. Zunächst müssten zusätzliche Tests der Navigationssysteme durchgeführt werden, teilte die Nasa am Montag mit. Tess sei nach wie vor in bestem Zustand und stehe bereit für einen für Mittwoch, den 18. April, geplanten Start vom Weltraum-Flughafen Cape Canaveral (Florida). Im wissenschaftlichen Team der Mission ist auch die Österreicherin Lisa Kaltenegger. Ihre Aufgabe ist es, neu entdeckte Exoplaneten auf ihre potenzielle Lebensfreundlichkeit zu untersuchen.

Mit dem Start von Tess an der Spitze einer Falcon-9 Trägerrakete der Firma Space-X soll die Arbeit des – trotz einiger technischer Schwierigkeiten – überaus erfolgreichen Weltraumteleskops Kepler fortgesetzt werden. Nach neun Jahren im All und über 2.600 bestätigte Exoplaneten-Entdeckungen geht Kepler in wenigen Wochen der Treibstoff aus.

Suche in der näheren Umgebung

"Kepler hat eine faszinierende Vielfalt von Exoplaneten entdeckt, aber nur 0,25 Prozent des Himmels abgesucht", so Kaltenegger, die an der Cornell University in Ithaca, New York forscht. Sie sind im Schnitt 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und ihre Sterne sind außerdem zu lichtschwach, als dass man etwas über ihre Atmosphären erfahren kann. "Tess kümmert sich darum nur um die 200.000 hellen Sterne in der kosmischen Nachbarschaft der Erde, sucht also bis zu einer Entfernung von 300 Lichtjahren", sagte sie. Außerdem beobachtet das neue Weltraumteleskop den Großteil des Himmels (85 Prozent).

Dazu ist Tess mit vier Kameras ausgestattet. Sie werden messen, ob die Leuchtkraft der Sterne periodisch jeweils für kurze Zeit abnimmt. Das wäre nämlich ein Zeichen dafür, dass gerade ein Exoplanet vorüberzieht. Die Wissenschafter erwarten, dass Tess ungefähr 20.000 bisher unbekannte Planeten in der ganzen Bandbreite von kleinem Felswelten (wie die Erde) bis zu Gasriesen (wie etwa Jupiter) entdecken wird. Ungefähr 50 davon sollten in etwa erdgroß sein, weitere 500 maximal doppelt so groß wie die Erde.

NASA Goddard

Habitable Nachbarn

Die "Transitdaten" alleine werden den Astronomen nicht nur das Vorhandensein der Planeten verraten, sondern jeweils auch ihre ungefähre Größe im Verhältnis zum Mutterstern. Mit zusätzlichen Messungen von der Erde aus können sie daraufhin ihre Massen und Zusammensetzungen bestimmen, also ob es sich um Gasplaneten, Wasserwelten oder Felskörper handelt. "Mein Team wird dann versuchen herauszufinden, welche der von Tess gefundenen Planeten möglicherweise habitabel sein könnten", erklärte Kaltenegger.

Das Weltraumteleskop soll mindestens zwei Jahre auf Beobachtungsreise um die Erde sein. Im ersten Jahr kümmert es sich um den Südhimmel, im zweiten um das nördliche "Himmelszelt". "Tess wird in einem ganz neuen Orbit (Umlaufbahn) um die Erde kreisen, der extra für die Mission entwickelt wurde", so die Astrophysikerin. Es umkreist die Erde mit der doppelten Frequenz des Mondzyklus in einer exzentrischen Bahn. Dadurch kommt er alle zwei Wochen (13,7 Tage) der Erde sehr nahe (bis auf 108.000 km, das ist etwa ein Drittel der Entfernung des Mondes von der Erde) und kann dann seine Daten gut heimschicken.

Das Weltraumteleskop Tess konzentriert sich bei seiner Suche nach Exoplaneten auf die unmittelbare kosmische Nachbarschaft.
Foto: APA/AFP/NASA

Schubser vom Mond

Nachdem der Satellit im Weltall angekommen ist, wird Tess, der ungefähr so groß ist, wie ein Haushaltskühlschrank, zunächst ein paar exzentrische Runden um die Erde drehen. Dabei kommt er schließlich dem Mond so nahe, dass er dort einen "Gravitationsschub" bekommt, der ihn nach insgesamt rund 60 Tagen Reise in die Beobachtungsumlaufbahn bringt.

Die Mission kostet ungefähr 200 Millionen Dollar (160 Millionen Euro). Nach zwei Jahren ist für den neuen Beobachter fremder Welten nicht zwingend Schluss, vielleicht finden die Wissenschafter und Ingenieure dann noch weitere Aufgaben für ihn. "Die Sterne, die Tess absucht, sind übrigens genau jene, die wir in der Nacht sehen", so Kaltenegger. (APA, red, 17.4.2018)