Mehrere hundert Taxi-Lenker haben am Montag gegen die Pratiken von Uber und Co. protestiert.

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Die parkenden Taxis legten mehrere Straßen in Wien lahm...

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... in dieser Zeit nahmen die Fahrer auch keine Gäste mit.

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DER STANDARD

Wien – "Uber ist eine Frechheit, es macht unser ganzes Geschäft kaputt", sagt ein Taxifahrer im dritten Wiener Gemeindebezirk und wirft wütend seine Zigarette zu Boden: "Ich muss alles verrechnen und Uber gar nichts."

Der Taxler ist mit seinem Frust über den US-Fahrdienstanbieter nicht alleine: Am Montag rief der Global Taxiverein zu einer Protestaktion gegen die Praktiken von Uber und Co auf. Laut den Veranstaltern haben rund 1.000 Fahrer an der Demonstration in der Wiener Innenstadt teilgenommen, nach Angaben der Polizei waren es 700 bis 800 Taxis.

"Wir wollen wieder faire, klare Verhältnisse in der Personenbeförderung schaffen", sagt Irfan Kuna, Organisator und Obmann des Taxivereins, im Gespräch mit dem STANDARD. Mit lautem Gehupe machten die Fahrer am Montag ihrem Unmut Luft und fuhren dicht an dicht vom zehnten Bezirk in die Innenstadt. Ziel der Demonstration war der Schwarzenbergplatz, wo sich der Sitz der Taxi-Innung der Wirtschaftskammer Wien befindet. Die Fahrer fordern, dass Uber seine Preise anpasst und die Fahrer eine Taxiprüfung ablegen.

Mehrere hundert Taxi-Lenker haben am Montag gegen die Pratiken von Uber und Co. protestiert.
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Bei der Innung Druck machen

Die Taxifahrer wollten bei der eigenen Interessenvertretung "Druck machen", so Kuna. Sie soll die Regierung dazu bewegen, Gesetze im Bereich der Personenbeförderung zu verschärfen. Die angekündigte Endkundgebung vor der Zentrale wurde jedoch gestrichen: Man wolle den Verkehr nicht unnötig einschränken. Stattdessen wollten sich die Taxler nach der Kundgebung zum gemeinsamen Grillen in der Donaustadt treffen.

In der Wirtschaftskammer zeigte man sich zwar verständnisvoll, wollte sich aber den Demonstranten nicht anschließen: "Ich verstehe, dass der Geduldsfaden der Fahrer gerissen ist", sagt Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr, im Gespräch: "Aber wir müssen inhaltlich arbeiten und werden uns nicht an der Demo beteiligen."

Die parkenden Taxis legten mehrere Straßen in Wien lahm. In dieser Zeit nahmen die Fahrer auch keine Gäste mit.
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Kritik an der Innung

Die Abwesenheit der eigenen Interessenvertretung sorgte bei manchen Teilnehmern für starke Kritik. Mehrere Fahrer erzählten im Gespräch mit dem STANDARD, dass sie sich von dieser im Stich gelassen fühlten. Einige warfen der Innung gar vor, den Fahrdienstanbieter zu unterstützen: "Die Innung ist eine Mafia, die Uber zu uns gebracht hat. Dort hat fast jeder selbst ein Mietwagenunternehmen", sagt ein Taxilenker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Darauf angesprochen, heißt es in der Wirtschaftskammer, dass man sowohl Taxis wie auch Mietwagen vertrete: "Natürlich gibt es einen Interessenkonflikt", sagt Sertic. Auch deshalb habe man eine Angleichung der Tarife angestoßen.

Nicht die erste Kundgebung

Es ist nicht das erste Mal, dass es zu Demonstrationen gegen den Fahrdienstvermittler Uber gekommen ist. Im April 2016 demonstrierten beispielsweise 400 Taxilenker in Wien für "Fairness für das Taxigewerbe". Auch damals beteiligte sich die Innung nicht an den Protesten.

Laut Sertic büßen herkömmliche Taxiunternehmen seit der Einführung von Uber je nach Bezirk zehn bis 40 Prozent ihres Umsatzes aufgrund der starken Konurrenz ein. Insgesamt sei der Umsatz aufgrund der steigenden Taxifahrten in den vergangenen Jahren jedoch mehr oder weniger konstant geblieben.

Dennoch wolle man gegen Billiganbieter vorgehen, es bestehe ein klares Ungleichgewicht. Die Innung werde in den nächsten Tagen oder Wochen eine Klage gegen Uber einreichen, sagt Sertic. Auch die Adaptierung des Gelegenheitsverkehrsgesetzes sei in Arbeit. Wogegen konkret geklagt wird, wollte die Interessenvertretung noch nicht bekanntgeben.

Das Eis wird dünn

Trotz des Widerstands sind Uber und Co nach wie vor in Wien tätig. Doch das Eis wird für den US-Konzern langsam dünn: Erst im Oktober des vergangenen Jahres bestätigte das Oberlandesgericht Wien (OLG) eine einstweilige Verfügung des Handelsgerichts gegen eine Mietwagengruppe, die ihre Dienste über Uber anbietet. Nach dem Wiener Gesetz dürfen Taxifahrer jederzeit und überall Kunden aufnehmen, müssen dafür aber einen Fixtarif verrechnen. Mietwagen können hingegen eigene Preise verrechnen, Aufträge müssen aber über ihre Betriebsstätte eingehen. An diese Vorschrift würde sich Uber nicht halten, sagten die Kläger. (Text: Nora Laufer, Video: Ayham Yossef, 16.4.2018)