Rapid jubelt gleich vier Mal.

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Die Welt gerät bekanntlich aus den Fugen. Und der Wiener Fußball ist ein Teil davon, wenn auch nur ein winziger. Sonntagnachmittag war Derby zwischen Austria und Rapid, das 326. könnte das letzte im Happel-Stadion gewesen sein. Die Austria übersiedelt im Sommer in die neue Generali Arena nach Favoriten, Rapid ist längst weg, hat das Allianz Stadion in Hütteldorf. Es könnte noch einen dritten Grund geben, möglicherweise wird das Happel niedergerissen und durch eine multifunktionale Arena ersetzt. ÖFB-Chef Leo Windtner träumt davon.

Wehmut kam aber kaum auf, nicht zuletzt, weil die Kulisse schütter war (11.267). Aufgrund mit Gewalt verbundener Vorkommnisse bei den vergangenen Begegnungen hatte die Austria beschlossen, Karten nur an Mitglieder und Abonnenten zu verkaufen. Rapid bekam rund 3.000 Tickets für den Gästesektor ganz oben unter dem Dach zur Verfügung gestellt. Gewöhnliche Menschen, die dem faden Nachmittag spontan einen Hauch von Sinn geben wollten, hatten keine Chance auf Einlass. Austrias Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer verteidigte diese Maßnahme. Sie entsprang wohl einer Mischung aus Vernunft, Sorge und Kapitulation. Irgendwann wird jeder Derby-Besucher seinen Lieblingspolizisten mitnehmen müssen.

Die besseren Argumente

Kapitän Raphael Holzhauser, für Rapid-Ultras das Feindbild, und Tarkan Serbest fehlten aufgrund von Gelbsperren, Dominik Prokop und Kevin Friesenbichler verletzungsbedingt. Also hatte Interimstrainer Thomas Letsch Personalsorgen. Er hofft auf einen Vertrag, diese Sorge teilt er mit Goran Djuricin, seinem Kollegen von Rapid. Auch der lebt in Ungewissheit. Folglich war es ein Match Letsch gegen Djuricin, der Sieger hat die besseren Argumente.

Djuricin hatte den ersten Treffer. 8. Minute: Louis Schaub, an dem Köln interessiert sein soll, narrt die Austria-Verteidigung (Florian Klein), schupft den Ball zu Stefan Schwab, der direkt abzieht: 0:1. Für den Kapitän war es der zehnte Saisontreffer. Felipe Pires vergab kurz darauf eine hochkarätige Ausgleichschance. Es entwickelte sich eine ansehnliche Partie auf Augenhöhe, Torraumszenen waren keine Rarität.

Rapid hatte aber die höhere individuelle Klasse anzubieten, die Austria antwortete mit Fehlern in der Rückwärtsbewegung. 42. Minute: Philipp Schobesberger passt zu Thomas Murg, der den Ball zum 0:2 in die lange Ecke schlenzt. Nach der Pause zerfallen die Veilchen, die Grünen werden schamlos. 51. Minute: Veton Berisha schickt Schobesberger auf die Reise, der rennt auf und weg, macht souverän das 0:3. 73. Minute: Berisha passt quer, der eingewechselte Giorgi Kvilitaia erzielt das 0:4. Es war Rapids höchster Derbysieg seit 28. März 1981 (5:1).

Die Austria muss somit dem Europacup aller Wahrscheinlichkeit nach fernbleiben. Djuricin hingegen hat ein gutes Argument gesammelt. Sollte Rapid am Mittwoch das Cup-Halbfinale bei Sturm Graz überstehen, hätte er ein noch besseres. (Christian Hackl, 15.4.2018)

Bundesliga, 30. Runde, Sonntag

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 0:4 (0:2)
Ernst-Happel-Stadion, 11.267 Zuschauer, SR Grobelnik

Torfolge:
0:1 ( 8.) Schwab
0:2 (42.) Murg
0:3 (51.) Schobesberger
0:4 (73.) Kvilitaia

Austria: Pentz – Klein, Madl, Borkovic, Salamon – Demaku – Venuto, De Paula (77. Grünwald), Alhassan (55. Fitz), Pires (63. Lee) – Monschein

Rapid: Strebinger – Pavelic, M. Hofmann, Galvao, Bolingoli – Ljubicic, Schwab (77. Petsos) – Schaub, Murg (76. S. Hofmann), Ve. Berisha – Schobesberger (72. Kvilitaia)

Gelbe Karten: keine bzw. M. Hofmann, Murg, Schwab