An Sonn- und Feiertagen hat der kinderärztliche mobile Notdienst in Graz mindestens zehn Einsätze täglich.

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Graz – Ein seit mehr als 20 Jahren gut funktionierendes Grazer Notarztsystem für Kinder droht jetzt nach einem Verhandlungspoker zwischen Gebietskrankenkasse, Ärztekammer und Politik an lediglich 20.000 Euro endgültig zu scheitern. Um diese Summe liegen die Honorarvorstellungen der Kinderärzte in den Verhandlungen mit der Krankenkasse und Gesundheitsfonds auseinander. Bereits seit Ende März 2018 steht dieser Kinderärztenotdienst, der an Wochenenden und Feiertagen eine Notfall-Erstversorgung für kranke Kinder angeboten hat, wegen des Tarifstreites still.

Der KiMoNo (Kinderärztlicher Mobiler Notdienst) ist aus einer freiwilligen Privatinitiative von zumeist pensionierten Kinderärzten hervorgegangen, die vom Gesundheitsfonds Steiermark und der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse unterstützt wird. Mit dieser Initiative soll die Ambulanz der Kinderklinik entlastet werden.

Dringlichkeit abgelehnt

In einem Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat hat nun SPÖ-Klubchef Michael Ehmann versucht, die Stadt dazu zu bewegen, etwas zur Rettung dieses Kindernotdienstes beizusteuern. Die ÖVP-FPÖ-Koalition hatte die Dringlichkeit aber abgelehnt. "Wir hätten uns ja eigentlich erwartet, dass der Bürgermeister von sich aus den Notdienst für Kinder zur Chefsache erklärt, was aber leider nicht passierte. Es ist eigentlich unfassbar: Da werden 1,5 Millionen Euro an Steuergeld von den für die erste Bewerbungsphase für Olympia 2026 beschlossen, aber für die Unterstützung des Kinderärztenotdienst fehlt das Geld", so Ehmann. Dabei gehe es lediglich um 20.000 Euro.

"Wir wollen uns nicht in Tarifverhandlungen der Ärzte einmischen, wir sind ohnehin bereit mit Räumlichkeiten auszuhelfen", heißt es im Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl. Die Versorgung der Kinder sei in Akutfällen in jedem Fall durch die Spitalsambulanz gesichert. Aber wenn jetzt die Stadt in den Streit um die Honorierung der Ärzte eingreife, schaffe man womöglich ein Präjudiz für die nächsten Tarifstreitereien.

Volksanwalt schaltet sich ein

Der für den Gesundheitsbereich zuständige KPÖ-Stadtrat Robert Krotzer hofft noch auf eine Einigung, "damit dieser wichtige Dienst weiter kostenlos angeboten werden kann". Immerhin seien die Ärzte an Wochenenden und Feiertagen mindestens zehnmal pro Tag im Einsatz gewesen. Auch Volksanwalt Günther Kräuter will sich jetzt laut "Kleine Zeitung" einschalten. Er kündigte ein "amtswegiges Prüfverfahren" an. (Walter Müller, 16.4.2018)