Haben die Jacken und Mäntel fest im Griff: Bernhard Fellner (li.) und Stefan Schausberger vor ihrer Garderobe 4.0.

Foto: Werner Dedl

Linz – Es war einer dieser Momente, in denen einem das Hemd deutlicher näher ist als die Jacke: Hobbypunkmusiker Bernhard Fellner stieg nach getaner Arbeit in einem Vöcklabrucker Lokal von der Bühne und griff an der Garderobe ins Leere. Die Lieblingsjacke war weg. Der materielle Schaden war zwar gering, doch das Musikerherz blutete. Um als Hausruckviertelpunker ohne speckige Lederpanier nicht im Weicheieck zu landen, trat Fellner rasch den Rückzug ins zivile Leben an.

Aus der Wäsche, fertig, los

Doch die Wut im Bauch blieb – und löste bei dem Automationstechniker aus der kleinen Gemeinde Rutzenham einen Kreativschub aus. Über ein Jahr tüftelte Fellner an einem diebstahlsicheren Garderobensystem und machte sich schließlich im Dezember 2016 mit der automatisierten Selbstbedienungsgarderobe Checkspot selbstständig. Den Prototypen baute der zweifache Familienvater gemeinsam mit dem Auracher Softwareexperten Stefan Schausberger, der vor allem für die Elektronik hinter den Kleiderbügeln verantwortlich zeichnet.

Nach getaner Bastelarbeit galt es dann, die Garderobe mit Stecker im Feld zu testen. Der Prototyp ziert nun schon seit geraumer Zeit den Eingangsbereich des Offenen Kulturhauses (OKH) in der Bezirksstadt Vöcklabruck. Und just zog auch der STANDARD-Journalist (beinahe) blank und entledigte sich zu Testzwecken der Oberbekleidung. Und eines gleich vorweg: Autofahrer sind auch bei der digitalen Kleiderabgabe im Vorteil. Das Checkspot-Bedienfeld folgt dem Prinzip Tiefgarage: Knopf drücken, Ticket mit QR-Code ziehen und einen freien Platz suchen.

50 Kleiderbügel hängen im Hightechkasten. Jeder einzelne ist mit einem LED-Licht ausgestattet. Grün vermittelt: Der Bügel hat Bock auf den Rock – Rot warnt vor einem Überhang. All jenen, die nicht der "Wisch und Weg"-Handygeneration angehören, vermittelt ein kurzes Einführungsvideo die richtige Handhabe. Mit der Entnahme eines Bons schaltet also der freie Kleiderhaken auf Grün, und es öffnet sich gleichzeitig ein Sicherheitsbügel an der Unterseite der Aufhängevorrichtung. "Man fädelt dann den Ärmel einfach ein, hängt die Jacke ganz normal auf und verschließt den Bügel wieder", erläutert Bernhard Fellner im STANDARD-Gespräch. Für die Entnahme reicht es, den QR-Code am Bon am Terminal einzuscannen, und schon öffnet sich der gewählte Bügel wieder.

Weniger Kosten

"Das Modul ist beliebig erweiterbar. Bis zu 200 Kleiderhaken sind möglich", so Fellner. Im Gespräch ist der Techniker derzeit mit vielen Konzert- und Kulturveranstaltern sowie Museen vorwiegend in Linz, Wien und Salzburg. Einen Käufer hat das oberösterreichische Erfinderduo derzeit aber noch nicht am Haken. "Aber die Gespräche laufen gut, und das Interesse ist groß", zeigt sich Fellner optimistisch. Zwischen 8000 und 9000 Euro kostet die elektronische Garderobe. Fellner: "Die Vorteile liegen dann klar bei den Kunden, da kein Garderobenpersonal mehr benötigt wird, sich die Wartezeit bei der Abgabe und Entnahme deutlich verringert und vor allem Diebstähle und Verwechslungen ausgeschlossen werden können." (Markus Rohrhofer, 14.4.2018)