Swansea – Da über den Lebenszyklus von Meeresschildkröten – abgesehen von der Phase der Eiablage am Strand – nach wie vor wenig bekannt ist, gibt es weltweit Projekte, die Tiere mit Trackern zu versehen, um ihre Wege nachvollziehen zu können. Eines davon hat Forscher nun zu einem wahren Schildkrötenparadies mitten im Indischen Ozean geführt.

Forscher der Universität Swansea setzten sich auf die Spur von Grünen Meeresschildkröten (Chelonia mydas), früher Suppenschildkröten genannt. Die fast eineinhalb Meter langen Tiere sind in den tropischen und subtropischen Zonen aller Meere beheimatet – auch im Indischen Ozean. Dort verfolgten die Forscher nun per Satelliten-Tracking die Wege einiger Exemplare nach.

Seegraswiesen wie die an der Great Chagos Bank sind die Heimat zahlreicher Meerestiere.
Foto: Swansea University

Diese führten sie zur Great Chagos Bank, dem größten Atoll der Welt, etwa 500 Kilometer südlich der Malediven. Bei anschließenden Tauchgängen fanden die Forscher heraus, was die Schildkröten in dieses Gebiet lockte: riesige Unterwasserwiesen der Seegrasart Thalassodendron ciliatum. Diese liefern nicht nur den pflanzenfressenden Schildkröten jede Menge Nahrung, sie bieten auch zahlreichen Fischarten eine Heimat – mit Haien an der Spitze der Nahrungspyramide.

Die Forscher tauchten an drei Stellen einer insgesamt 128 Kilometer langen Strecke ab und fanden überall das gleiche Bild vor: In einer Tiefe von durchschnittlich 29 Metern bedeckte Thalassodendron bis zu 74 Prozent des Meeresbodens. Das kristallklare Wasser der Region sorgt dafür, dass das Seegras auch in dieser Tiefe noch ausreichend Licht erhält – glücklicherweise liegen die Wiesen innerhalb eines großen Meeresschutzgebiets.

Richard Unsworth von der Universität Swansea weist darauf hin, dass weltweit viele der bekannten Seegraswiesen durch Umweltschäden bedroht sind. Das Beispiel Great Chagos Bank könnte aber auch Hoffnung machen, dass man viele andere noch gar nicht kennt: Weltweit gibt es zahlreiche Sandbänke und seichte Meeresgebiete, die der Great Chagos Bank ähneln. Auch dort könnten sich noch unberührte Seegraswiesen in ungewöhnlicher Tiefe verbergen. (jdo, 13. 4. 2018)