Bild nicht mehr verfügbar.

Eine positive Botschaft hat Belinda Hödl von der Wirtschaftskammer für FH-Absolventen: "Sie werden überall gebraucht."

Foto: Getty Images

Die Regierung möchte die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen in den kommenden Jahren erhöhen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt hoch. Was bedeutet das für Fachhochschulabsolventen? Und wie steht es um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Gut, sagt Belinda Hödl, Referentin für Hochschulpolitik bei der Wirtschaftskammer. Zudem brauche es künftig ein Viertel mehr FH-Absolventen, wie die Bildungsbedarfsanalyse der Wirtschaftskammer zeigt. Zwar wurde diese nur für Wien durchgeführt, sie sei aber laut Hödl trotz der regionalen Unterschiede auch für alle anderen Bundesländer aussagekräftig. Besonders in Kleinunternehmen würden FH-Abgänger gefragt sein, da sie praxisorientiert ausgebildet sind, viele bereits Arbeitserfahrung haben und somit keine langen, kostspieligen Einschulungen benötigen, sondern gleich loslegen können.

In absoluten Zahlen könne man keine Branche festmachen, in der der Bedarf an FH-Absolventen besonders hoch sei. "Sie werden überall gebraucht", sagt Hödl. Prozentuell gesehen werden künftig aber Banken und Versicherungen überdurchschnittlich mehr nach FH-Absolventen suchen. Hödl erklärt das "vor allem mit dem Trend zur Höherqualifizierung von Fachkräften".

Mangel bei Mint-Absolventen

Was die Studienrichtungen angeht, sagt Hödl, dass jedes zweite Unternehmen angibt, einen Mangel an Ingenieuren und Informatikern zu haben. Mit einem Abschluss in einem Mint-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) stehen die Chancen also gut. Ein Überangebot gebe es derzeit an Absolventen in Marketing und Management. Wobei das im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass diese besondere Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Das bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring der Statistik Austria zeigt: Bachelor-Absolventen einer FH brauchen im Schnitt 1,8 Monate und Master-Absolventen 0,8 Monate bis zur Anstellung.

Und das, obwohl der Wettbewerb unter Studierenden steigt, weil kontinuierlich mehr Personen ein Studium anfangen und abschließen. Im vergangenen Studienjahr ist die Absolventenquote aller Hochschulen um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Mit durchschnittlich jährlich 14.000 FH-Abgängern machen diese ein Viertel aller Hochschulabsolventen aus. 2017 waren laut Arbeitsmarktservice (AMS) lediglich 0,9 Prozent der FH-Absolventen ohne Job. Und allgemein geht die Arbeitslosenrate unter Akademikern zurück – zumindest unter inländischen und jüngeren Akademikern. Im März waren 3,4 Prozent arbeitslos, so die Statistik des AMS. Insgesamt liegt die Quote in Österreich bei acht Prozent.

Nicht nur ein Job fürs Leben

Trotz der guten Arbeitsmarktchancen darf man nicht vergessen, dass sich der Arbeitsmarkt – nicht zuletzt wegen der Digitalisierung – verändert hat. Konnten die Eltern der jetzigen Absolventen in der Regel davon ausgehen, dass sie ihren ersten Arbeitsvertrag bis zu ihrer Pensionierung haben, müssen sich Berufseinsteiger heute darauf einstellen, in ihrem Arbeitsleben nicht nur einer Firma treu zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie von Microsoft, bei der in 21 EU-Ländern über 20.000 Arbeitnehmer, darunter 1000 in Österreich, befragt wurden. Demnach werde ein Viertel der derzeit in den Arbeitsmarkt eintretenden Millennials (zwischen 1980 und 2000 Geborene) im Laufe der jeweiligen Karriere sechs oder mehr Arbeitgeber haben. (Selina Thaler, 16.4.2018)