US-Präsident Donald Trump zeigt sich gern wild gestikulierend. Wie wild es beim Zollthema mit China wird, ist noch offen.

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Wien – Die versöhnlichen Worte von Chinas Präsidenten Xi Jinping zum drohenden Handelskrieg mit den USA haben vorerst ein wenig Druck aus dem Thema genommen. Doch den Worten, dass China seine Märkte für Investoren und Importe weiter öffnen wird, müssen erst Taten folgen. Man wird sehen, wie diesbezügliche Verhandlungen mit US-Präsident Donald Trump verlaufen.

"Zu glauben, der Handelskrieg spiele sich im Fall nur zwischen China und Amerika ab, ist zu kurzsichtig", sagt Christoph Olbrich, Fondsmanager bei der Privatbank Gutmann. Treffen würden Zölle auf Importe vor allem auch US-Kosumenten. Einfach zu erklären ist das an einem Beispiel: Nehmen wir an, die Ausfuhren von in den USA gefertigten BMWs verteuert sich. Damit würden diese Autos für Chinesen teurer, das könnte die BMW-Nachfrage drücken. Die Folgen wären Umsatzrückgänge im amerikanischen BMW-Werk. Das könnte zu Entlassungen in den USA führen. "Damit schlagen die Sanktionen auf den Heimatmarkt durch", sagt Andreas Auer, Senior Economist bei Gutmann.

Globale Auswirkungen

Vom Umsatzrückgang wäre nicht nur das BMW-Werk in den USA betroffen. Ein schlechteres Auslandsgeschäft träfe auch die Mutter in Deutschland und damit ein in Frankfurt börsennotiertes Unternehmen. "Aufgrund der globalen Wertschöpfungskette sind von einem Handelskonflikt Unternehmen weltweit betroffen", sagt Auer. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag.

"Schon bei der Ankündigung der Importzölle auf Stahl und Aluminium war klar, dass es nicht um die großen Player in diesem Spiel geht", erklärt Ökonom Auer. Denn Kanada, Mexiko und die EU waren schnell ausgenommen. Schon damals habe Trump sich auf China eingeschossen. Jetzt stelle Trump das Land als Verzerrer von Märkten oder auch als Ignorant von Patenten dar. Hintergrund des Streits ist das Güterbilanzdefizit in der Höhe von 375 Milliarden Dollar, das Amerika mit China hat. Mehr als die Hälfte dieses Fehlbetrages resultiert aus den Sektoren Computerzubehör, Elektronik und dem Telekom-Sektor.

Zölle auf Produkte in diesen Bereichen würden auch Firmen wie Apple treffen und damit auch US-Kosumenten. Denn bei iPhones komme beispielsweise das Chip-Design zwar aus den USA, die Fertigung erfolge aber in China. Würden iPhones am Ende teurer, "leiden letztlich auch die Amerikaner und damit ein Teil von Trumps Wählerschaft", sagt Auer.

Industrielücken

Sinnvoller wären Sanktionen dort, wo Amerika mit eigenen Produkten wegfallende Importe ersetzen kann. Doch gerade hier zeigen sich Lücken. Ein Beispiel sind Kinderspielzeuge, die hauptsächlich in China bzw. Asien hergestellt werden. Würde man in den USA eine Kinderspielzeugproduktion hochfahren, "muss das wohl hochautomatisiert erfolgen, um annähernd wettbewerbsfähig zu sein", sagt Olbrich. Damit würden aber kaum Jobs in den USA geschaffen werden. Das gleiche gilt für die Bereiche Möbel oder Bekleidung. Bei Letzterer ist der Preisdruck ohnehin derart groß, dass Textilfabriken bereits aus China abziehen, weil die Löhne dort schon zu teuer sind. Schrauben die Amerikaner ihre Konsumausgaben ob höherer Preise zurück, trifft das auch die US-Wirtschaft. Denn das US-BIP hängt zu rund 70 Prozent an der Konsumlaune der Amerikaner.

In Summe zeige sich, dass die Börsen auf politische Events mittlerweile etwas abgestumpfter reagieren. Doch die Unsicherheit ob des Zollthemas drücke die Stimmung, sagt Auer. Klärende Worte brächten eine Entlastung. Eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums, das derzeit stark über Umsatzzuwächse laufe, wäre für die Unternehmen aber eine Bedrohung. Damit wäre dann auch die Börsenparty vorerst vorbei. (Bettina Pfluger, 13.4.2018)