Serienchefin Andrea Bogad-Radatz kauft bei der Fernsehmesse Mip TV in Cannes Programm für den ORF ein.

Foto: ORF/Hubert Mican

Cannes/Wien – Mehr als 10.000 Teilnehmer, rund 1500 Aussteller aus mehr als hundert Ländern: Keine Rede mehr davon, dass der Frühjahrstermin der Händlermesse Mip wegen zu geringer Nachfrage fallen könnte. Der Andrang signalisiert: Der Aufschwung der Branche hält. Der Handel um die begehrten Sendelizenzen blüht.

Für den ORF kauft Serienchefin Andrea Bogad-Radatz in Cannes ein. Sie beobachtet im Geschäft mit den Lizenzen seit einigen Jahren eine Verschiebung: Durch zusätzliche Sender und Plattformen habe sich die Wertigkeit von Lizenzprogrammen verändert: "Früher legte der ORF viel Wert auf Exklusivität", sagt Bogad.

Öfter werden "Split Deals" abgeschlossen

"2005 war für uns noch klar, wenn ATV die Erstlizenz von Harry Potter kauft, nimmt der ORF nicht die Zweitlizenz." Diesen Anspruch habe man aufgrund der vielen Mitspieler aus den Augen verloren. Blockbuster und Serien, die zwei Jahre nach der Premiere das Free-TV erreichen, haben kaum noch das Publikum von einst: "Wo wir früher eine Million Zuschauer hatten, freuen wir uns jetzt, wenn wir 500.000 haben", sagt Bogad.

Aus strategischen Gründen würden deshalb mehrheitlich "Split Deals" mit den großen Playern abgeschlossen: Man teilt sich Pakete, der ORF sicherte sich mit Disney und Universal etwa Avengers 3 und alle Star Wars-Filme, ProSiebenSat1Puls4 griff unter anderen bei Black Panther zu. Für Bogad okay, denn: "Komikverfilmungen passen besser zu Privatsendern, die stärker ein jüngeres Publikum ansprechen."

Foto: Ricardo Vaz Palma/ZDF

Mit anspruchsvollen Plattform- und Pay-TV-Serien wie House of Cards und The Handmaid's Tale tut sich das Free-TV bezüglich Quote schwer. "Es tut sich viel auf dem europäischen Markt." Mit Serien wie Liar (derzeit montags auf ORF 1) und demnächst Babylon Berlin und Bad Banks hofft Bogad wieder auf mehr Zuspruch.

Das beweist auch die Nachfrage nach österreichischer Serienware: Die Vorstadtweiber spielen etwa demnächst in Ungarn und den USA auf. (prie, 12.4.2018)