Wien – Der Klimawandel bringt vermehrt Starkregen und lässt Gletscher schmelzen. Dadurch sind mehr große Erdrutsche zu erwarten, berichteten Forscher bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. In anderen Regionen könnte sich auf diese Weise sogar die Gefahr für Vulkanausbrüche erhöhen.

Starkregen mit Folgen

Ein Team um Matthias Schlögl vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien hat untersucht, ob die durch den Klimawandel häufiger werdenden, über viele Tage dauernden Starkregen die Gefahr erhöhen, dass in Österreich, Deutschland und der Schweiz größere Erd- und Gesteinsmassen talwärts stürzen. "Unsere Resultate zeigen, dass generell mehr Erd-, Berg- und Hangrutsche auftreten werden", sagte er vor Journalisten bei der Geowissenschafter-Konferenz.

In niedrigen Lagen sei bis zum Ende des Jahrhunderts im Schnitt ein zusätzlicher Erdrutsch pro Jahr zu erwarten, in höher gelegenen Regionen sogar vierzehn. Während die Gefahr in der näheren Zukunft (bis 2050) nur mäßig steigt, nimmt sie daraufhin (bis 2100) stärker zu, erklärte er.

Im Extremfall werden Magmakammern instabil

"Vermehrt sind auch Erdrutsche an den Hängen von Vulkanen zu erwarten, wenn dort Gletscher abschmelzen", meint Gioachino Roberti von der Universität Clermont Auvergne (Frankreich). Am Vulkankomplex Mount Meager in Kanada etwa zieht sich der Gletscher von der Südflanke zurück. Er befindet sich auf einem störungsanfälligen Hang, der bereits mehrere Zentimeter im Monat wandert.

Entsteht dort ein Erdrutsch, weil das Eis schmilzt, das die Flanke stützt, wären nicht nur die talwärts gelegenen Infrastrukturen gefährdet. Laut den Modellen der Forscher könnte dadurch auch eine drei bis sechs Kilometer darunter liegende, Magma-gefüllte Kammer so instabil werden, dass sie einen Vulkanausbruch auslöst. (APA, red, 14. 4. 2018)