Bis zu zwei Prozent der Österreicher haben ein schwaches Herz.

Foto: APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert

Ein bis zwei Prozent der Österreicher leiden an chronischer Herzschwäche. Die Mortalität der schweren Pumpschwäche des Organs wird nur durch wenige Erkrankungen übertroffen, etwa Lungenkrebs. Dennoch herrsche hierzulande in der Patientenversorgung ein "Fleckerlteppich" mit Defiziten, heißt es von Experten.

"Wir wissen, dass es in Österreich zumindest zwischen 70.000 und 100.000 Patienten sind", sagt Martin Hülsmann, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz im Wiener AKH (MedUni Wien). Rechne man Betroffene mit mittelgradiger chronischer Herzschwäche dazu, seien es wohl 300.000 Betroffene. "Wir haben pro Jahr rund 24.000 Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz. Sie machen 70 Prozent der Kosten durch die Krankheit aus." Viele der Spitalsaufnahmen könnten durch ein besseres Versorgungsnetz verhindert werden.

Die chronische Herzschwäche ist ein Syndrom, das auf der Basis einer koronaren Herzkrankheit oder Bluthochdruck, als Folge von Chemo- oder Strahlentherapien oder infolge von primären Herzmuskelerkrankungen auftreten kann. Eine Auswurffraktion der linken Herzkammer von weniger als 40 oder 35 Prozent mit Symptomen wie Leistungsabfall, Beinödemen oder Atemnot und dem Nachweis geschädigter Tätigkeit des Herzens per Ultraschalluntersuchung ist die klassische Definition. Daneben gibt es allerdings auch eine Herzinsuffizienz, bei der die Pumpleistung relativ erhalten bleibt.

Schlechte Versorgung

An sich sollte die Erkrankung immer möglichst frühzeitig diagnostiziert und dann auch entsprechend behandelt werden. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei 50 Prozent. Wird ein Patient nach einem Spitalsaufenthalt entlassen, beträgt die Re-Hospitalisierungsrate binnen 30 Tagen 20 Prozent, innerhalb von drei Monaten 40 Prozent und innerhalb von sechs Monaten 50 bis 60 Prozent, so die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG). Eine akute Spitalsaufnahme wegen Herzinsuffizienz bedeutet eine Sterberate von 25 bis 30 Prozent innerhalb eines Jahres, sagt der St. Pöltener Kardiologe Deddo Mörtl.

Die Versorgung in Österreich gleiche aber eher einem "Fleckerlteppich", so die Experten: Nur um die 25 Prozent der mit Herzinsuffizienz diagnostizierten Patienten erhalten eine adäquate Therapie, betont Hülsmann. Nur die Hälfte der Behandelten nimmt die notwendige Medikation (vor allem ACE-Hemmer, Betablocker, Aldosteron-Antagonisten und eventuell auch ein neues Kombinationspräparate eines Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Inhibitors) so ein, dass sie ausreichend wirken kann. "Das sind 12,5 Prozent und natürlich eine Katastrophe."

Vor allem mangle es an den notwendigen Voraussetzungen für eine frühzeitige Diagnose: Die Krankenkassen, so die Experten, zahlen die Untersuchungen auf den entscheidenden Laborparameter (natriuretischen Peptid) nur teilweise. Selbst die Kardiologen sind mit der Leistung der Herz-Ultraschalluntersuchung "gedeckelt", bekommen die Untersuchung also nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz der Patienten bezahlt. Und schließlich fehlt es laut Mörtl auch an der notwendigen Vernetzung in der Betreuung der Patienten als chronisch Kranke durch den Hausarzt, einen Besuchsdienst vorzugsweise durch speziell ausgebildetes Pflegepersonal (oder auch telemedizinisches Monitoring), niedergelassene Kardiologen und schließlich durch die spezialisierten Spitalsambulanzen. (APA, 12.4.2018)