Rom – Mit Hupkonzerten, Autokorsos und lauten Gesängen haben die Fans von AS Rom das 3:0 gegen den FC Barcelona und damit den Einzug ins Halbfinale der Champions League gefeiert. Auch der amerikanische Klubchef James Pallotta ließ sich von der euphorischen Stimmung Dienstagnacht anstecken und sprang vor jubelnden Fans in einen historischen Brunnen auf der Piazza del Popolo, dem "Brunnen der Löwen". Der Moment wurde von hunderten Tifosi mit ihren Smartphones festgehalten.

Spaßbremsen

Der Jubel des 60-jährigen italo-amerikanischen Geschäftsmanns blieb jedoch nicht ohne Folgen. Der Konsumentenschutzverband Codacons zeigte Pallotta an und forderte die Stadt Rom auf, eine Geldstrafe von 500 Euro zu verhängen, die üblicherweise für das Baden in Roms Brunnen fällig wird. "Pallottas Geste ist unüberlegt und ein schlechtes Beispiel für Millionen fußballbegeisterte Jugendliche, die zum Respekt vor Denkmälern erzogen werden sollen", schrieb Codacons.

Der Sprecher der AS Roma bestätigte am Mittwoch, dass Milliardär Pallotta Bürgermeisterin Virginia Raggi treffen werde, um sich für das Bad zu entschuldigen. Er werde die Strafe bezahlen. Und nicht nur das: Pallotta will eine generöse Spende von 230.000 Euro zur Restaurierung eines anderen Brunnens in der "Ewigen Stadt" zur Verfügung stellen.

Die Freude über den Sieg trübte die Angelegenheit ohnehin nicht. "La notte magica", also "magische Nacht", schwärmten die Zeitungen. "Kaiserlich!", titelte die "Gazzetta dello Sport". "RoMagica!" Selbst eingefleischte Fans der Konkurrenz aus Turin mussten ihren Hut ziehen. "Wenigstens an einem Abend Forza #Roma!", twitterte Regierungschef Paolo Gentiloni kurz nach dem Spiel im Olympiastadion. Er ist zwar Römer, aber Juventus-Fan.

Der Trainer als Held

Mit dem Einzug ins Halbfinale bewiesen die Römer, dass die Überraschungen in der Königsklasse doch nicht ganz der Vergangenheit angehören. Außer Roma hatten davor in der Champions League nur Deportivo La Coruna in der Saison 2003/04 gegen den AC Milan (Hinspiel 1:4) und Barcelona vor einem Jahr gegen Paris Saint-Germain (Hinspiel 0:4) ähnliche Rückstände aufgeholt.

Die aktuelle Mannschaft ist nicht die talentierteste der Vereinsgeschichte, aber sie steht als erste seit 1984 im Halbfinale des wichtigsten Vereinswettbewerbs. Daher wurde besonders Trainer Eusebio Di Francesco mit Lobeshymnen bedacht. Der 48-Jährige hatte sich bei Sassuolo für höhere Aufgaben empfohlen. Er führte den kleinen Klub 2013 erstmals in dessen Geschichte in die Serie A, wo das Team mit taktisch ausgereiften Auftritten zu beeindrucken wusste.

In seiner ersten Saison in Rom läuft es in der Meisterschaft noch nicht nach Wunsch, es gibt mehr Probleme, als man im Sommer erwartet hatte. 21 Punkte Rückstand auf Juventus sprechen eine deutliche Sprache. Doch das war an diesem Abend vergessen. Di Francesco hatte einen Spieler von seiner gewohnten Viererkette abgezogen und Barca im 3-5-2 mit unablässigem hohem Pressing entnervt. "Er hat diese Formation vor zwei Tagen eingeführt, sie uns in die Köpfe gehämmert, und es hat Wunder gewirkt", schwärmte Kapitän und Torschütze Daniele De Rossi.

Auch Edin Dzeko, dessen früher Führungstreffer (6.) einen idealen Start in die Aufholjagd bedeutete, sang Di Francesco eine Hymne. "Wir haben zum ersten Mal mit drei Defensiven gespielt und es großartig gemacht. Ich habe Barcelona noch nie in solchen Problemen gesehen."

Delirium.

Alles scheint möglich

"Wir können Kiew erreichen", sagte Di Francesco. Der Weg zum Endspielort ist trotz allem noch weit, denn die Roma wird bei der Halbfinal-Auslosung am Freitag die nominell schwächste Mannschaft sein. Doch das war auch vor dem Viertelfinale schon so.

An der Mailänder Börse stieg der Wert der Roma-Aktie zu Beginn des Handels am Mittwoch um 22 Prozent auf 60 Cent gestiegen. Aufgrund der starken Kurssprünge musste der Handel vorübergehend ausgesetzt werden. Nach Berechnungen des "Corriere dello Sport" spült der Halbfinaleinzug 77 Millionen Euro in die Kassen des Klubs. (red, sid, APA, 11.4.2018)