Roman Taudes (links) und sein Mann Richard vor der prächtigen Rosa-Kühlung ihres Gasthauses Möslinger.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Rindsrouladen mit Spätzle und einem ordentlichen Klacks Preiselbeeren.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das Gasthaus Möslinger an der Ecke Wolfgang-Schmälzl-Gasse und Stuwerstraße gilt seit Menschengedenken als eine Art Außenstelle des Waldviertels beim Wurstelprater. Dabei können die Betreiber auf Nachfrage nur vergleichsweise mittelbare Verbindungen in die legendär einschichtige Gegend vorweisen – und den obligaten Schweinsbraten gibt es, wie auch die unvermeidlichen Flummi-Erpfi-Knödeln, nur an einem Tag der Woche, am Samstag.

"Das ist überhaupt kein echtes Waldviertler Wirtshaus hier", zischt auch gleich ein Stammgast dem RONDO-Fotografen zu, als der nach einem passenden Motiv sucht. "Ich weiß, wovon ich rede, ich bin nämlich von dort." Muss kein schlechtes Zeichen sein, speziell wenn man um die durchschnittliche Qualität des Waldviertler Wirtshauses weiß – so man da oben überhaupt noch eines findet.

Klassiker und Saisonales

Dem gelegentlichen Besucher will sich das apodiktische Urteil auf den ersten Blick ohnehin nicht erschließen, schon gar in dieser Deutlichkeit. Die Bierauswahl ist mit sieben Waldviertler Fassbieren, vornehmlich aus Zwettl und Schrems, mehr als satisfaktionsfähig. Trumer Pils gibt es außerdem, na schrecklich.

Auch die Speisekarte hält mit allerhand Karpfen- und Mohngerichten die kulinarischen Besonderheiten hoch, außerdem stehen neben der Schank Mohnprodukte und Bandnudeln einer Waldviertler Manufaktur in kreativen Farben zur Auswahl. In großen Einmachgläsern werden gedörrte Steinpilze und Morcheln ausgestellt, und von denen findet man in guten Jahren (hoffentlich auch heuer!) wirklich ordentliche Mengen in den nämlichen Wäldern.

Vor allem aber geht die Hütte wie geschmiert: Wer nicht reserviert hat, bekommt auch unter der Woche nur einen der Stehtische bei der Schank, die mit der Neuübernahme zu Jahresanfang neu installiert wurden. So war das hier schon immer, die seit 2014 eingeführte Rauchfreiheit habe den Zulauf eher noch verstärkt, sagt Roman Taudes, der das Lokal mit Jahresanfang von seinen Eltern übernommen und die Küche über hat. "Mein Mann Richard redet besser, der schupft das Restaurant", sagt er und lacht.

Im Gastraum wurde bis auf eine paar neue Lampen wenig verändert, auch die Standardkarte ist mit Klassikern von Beuschel (wunderbar mollig, ganz pur und ungeschminkt schön) über kurz gebratenen Zwiebelrostbraten (auf Nachfrage auch mit Essiggurkerl zum Knusperzwiebelberg) bis zum Wiener Schnitzel (echt, aber auch vom Schwein) beinahe unverändert. Parallel gibt es jetzt aber eine saisonal wechselnde Karte, die vergangene Woche noch österlich gestimmt war, mittlerweile aber auch schon auf Spargel- und Bärlauch-Linie eingeschwenkt sein sollte.

Essen und Vergessen

Um das wunderbare Paprika-Kaninchen, saftig am Bein geschmort und mit bissfesten Kräuternockerln serviert, ist es diesbezüglich schade. Über den Spanferkelbraten mit schlaffem, blassem Schwartel, Tiefkühlkroketten und mediterranem Gemüse (?) hingegen soll der Mantel ewigen Vergessens gebreitet werden. Viel besser, wenn auch mit sehr salzig einreduziertem Saftl: die Rindsrouladen mit Spätzle und einem ordentlichen Klacks Preiselbeeren (siehe Bild).

Weißmohnnudeln mit Schinken geraten wunderbar buttrig, mohnduftig, im Geschmacksbild der nahe verwandten Mehlspeis durchaus ähnlich, bis auf die zart salzige Rauchnote der Schinkenwürfel. Insofern wäre ein ungezuckertes, nelkenwürziges Apfelmus vielleicht sogar die bessere Zuspeise als der vergleichsweise welke Blattsalat mit Süßdressing. Worauf man sich unbedingt Appetit ansparen sollte, ist die mit ordentlich Powidl gefüllte, mit Mohn und Zucker garnierte und mit Sauerrahm servierte Waldviertler Palatschinke. (Severin Corti, RONDO, 13.4.2018)

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