Bundeskanzler Sebastian Kurz befand sich am Montag auf heikler Mission bei der größten Bank der Welt, der Industrial and Commercial Bank of China.

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Österreichische Firmen machen nicht nur in China gute Geschäfte, das Land will auch zusätzliche Investitionen aus der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt anziehen. Große Banken und IT-Giganten zählen zu jenen Unternehmen, die im Rahmen des aktuellen Staatsbesuchs von Alexander Van der Bellen in Peking umworben werden.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) befand sich am Montag auf heikler Mission bei der größten Bank der Welt, der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Der Regierungschef hofft, dass das Institut seine Zentrale für Mittel- und Osteuropa in Wien errichtet und hunderte Jobs schafft. Die Begleitung chinesischer Kunden nach Europa und die Finanzierung großer Investitionsvorhaben stehen auf der Agenda der ICBC, die eine Bilanzsumme von 3,5 Billionen Dollar aufweist.

Der Donauwalzer in gewohntem Takt aber etwas ungewöhnlichem Klangbild.
Schnauder

ICBC-Chef Yi Human sei weiterhin am Standort Wien interessiert, sagte Kurz. Allerdings zieht sich die Sache schon seit längerem, das Ansuchen um eine Banklizenz wurde bereits vor einem Jahr eingereicht. Vor allem die Europäische Zentralbank als Aufsicht soll bei der Prüfung des Antrags immer wieder Diskussionsbedarf, unter anderem im Zusammenhang mit der Datensicherheit, geortet haben, meinen Eingeweihte. Kurz ging darauf nicht ein und betonte, man habe mit dem Besuch das Interesse Österreichs an der Eröffnung des Headquarters bekundet. "Ich glaube, es wird gelingen", erklärte der Kanzler zu den ICBC-Plänen.

Stärkere Aktivitäten erwünscht

Auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) rührte die Werbetrommel. Beim Besuch des IT- und Handyriesen Huawei sprach sie offen an, dass sie stärkere Aktivitäten der Chinesen in Österreich sehr honorieren würde. Konkrete nannte sie den Bereich Forschung und Entwicklung, den man forcieren wolle. Huawei-Europachef James Li erwiderte höflich, dass man schon über vier Forschungszentren in Europa, darunter in Großbritannien, verfüge, aber eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit Österreich gerne prüfen werde. Schramböck erwiderte, Huawei könne ja seine britischen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Brexit nach Österreich verlegen, was unter den Delegationen für einiges Schmunzeln sorgte.

Nach Huawei begab sich die Ministerin zu Alibaba, einem der wichtigsten Technologieriesen Chinas. Der Konzern ist in vielen anderen Bereichen wie E-Commerce und mobiles Bezahlen eine große Nummer. Alibaba möchte Amazon in Europa Konkurrenz machen und sondiert, ob dafür Logistikzentren errichtet werden sollen. Angeblich soll Bulgarien gute Karten haben. Auch hier war Schramböck für ein Investment in Österreich. (Andreas Schnauder, 9.4.2018)