Israel Folau wird sich in den nächsten Tagen der Präsidentin des australischen Rugby-Verbandes, sowie dem Chef seines Klubs, den Waratahs, erklären müssen.

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Wien/Gold Coast – Israel Folau ist australischer Rugby-Internationaler. Und er vertritt vorgestrige Ansichten. Vor einigen Tagen antwortete er auf die Frage eines Users auf Instagram, welches Schicksal Gott wohl für Schwule ausersehen habe: Homosexuelle erwarte das Höllenfeuer, allein das Bereuen ihrer Sündhaftigkeit könne sie davor bewahren.

Bereits 2017 hatte Folau, ein absoluter Weltstar seines Sports, von sich reden gemacht, als er sich gegen die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe stellte. Wenig später beschloss Australiens Parlament genau das, nachdem sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in einer Befragung dafür ausgesprochen hatte.

Mit seiner neuerlichen Wortspende löste Folau, 1,94 Meter groß und 103 Kilo schwer, zum Teil heftige Gegenreaktionen aus. Australiens Rugby-Verband Rugby Australia (RA) zeigte sich irritiert und veröffentlichte ein Statement in dem es heißt, man unterstütze alle Formen von Inklusion. Und weiter: "Israels Kommentar spiegelt seine religiösen Überzeugungen wieder, repräsentiert jedoch nicht die Ansichten von Rugby Australia."

Entgegen entsprechender Ankündigungen, gab es bisher allerdings noch keinen Kontakt von Verbandsvertretern mit Folau. Erst am Dienstag soll es zu einem Treffen mit RA-Präsidentin Raelene Castle kommen. Der 29-Jährige, dem auf Instagram 338.000 Menschen folgen, hat sein Posting bis dato auch nicht von seinem Account gelöscht.

Auf sozialen Medien drückten viele User allerdings auch ihre Unterstützung für Folau aus. Der Spieler solle nicht kritisiert, sondern im Gegenteil für seine Standhaftigkeit belobigt werden – so die eine Argumentationsfigur. Eine weitere: Folau, ein evangelikaler Christ mit familiären Wurzeln in Tonga, habe schlicht recht.

Ganz anders sieht das Quantas. Die staatliche australische Fluglinie, Hauptsponsor des Rugby-Nationalteams, dem aktuellen Vize-Weltmeister, machte gegenüber RA klar, dass man die Äußerungen Folaus als "sehr enttäuschend" erachtet. Quantas-Vorstandsvorsitzender Alan Joyce war 2017 einer der prominentesten Unterstützer der Ja-Kampagne bei der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe, der er eine Million Dollar zukommen ließ. Sollte es in Zukunft weitere homophobe Auslassungen von Folau geben, könnte die Airline dem Rugby-Verband den Geldhahn zudrehen.

Warnung von Owens

Eine bemerkenswerte Stellungnahme kam von Nigel Owens. Der Waliser ist für viele der beste Rugby-Schiedsrichter der Welt und hat sich 2007 öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. In einer Kolumne für walesonline.co.uk schrieb er, Aussagen wie jene Folaus könnten im Extremfall instabile junge Menschen dazu veranlassen, sich das Leben zu nehmen. Owens schildert in seinem Beitrag, wie er einen jungen schwulen Spieler begleitet hatte, der über Selbsttötung nachgedacht habe.

"Den Menschen muss klar sein, dass jeder dafür respektiert werden soll, wer er ist. Man muss nicht damit übereinstimmen oder es mögen, aber lasst jeden sein eigenes Leben leben", formulierte Owens. Es gebe zwar das Anrecht auf die eigene Meinung, aber man sollte sich doch darüber im Klaren sein, was eines solche Meinung bei einem jungen, verletzlichen Menschen auslösen kann, heißt es weiter.

Scharf reagierte Gareth Thomas, erster offen schwuler Spieler im Rugby. Der ehemalige Kapitän des walisischen Nationalteams stellte auf Twitter die süffisante Frage, was wohl Gottes Plan mit Folau sein wird. (Michael Robausch, 8.4. 2018)