Besonders die inländischen Aufträge erhöhten sich, aber auch jene aus dem Ausland nahmen zu.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Die Jahre der Stagnation und Schrumpfung scheinen für die österreichische Industrie vorerst vorbei zu sein. Erstmals seit vier Jahren verzeichnete die Branche 2017 ein deutliches Produktionswachstum von nominell 8,9 Prozent. Die größten Gewinner der Entwicklung: die Bergarbeiter und Stahlproduzenten, die Mineralölindustrie, der Bau, Gas- und Wärmeproduzenten und die NE-Metallindustrie. Getragen wurde die Produktion von den Aufträgen aus dem Inland, die sich um rund 16 Prozent erhöhten. Aber auch Aufträge aus dem Ausland stiegen um neun Prozent.

Insgesamt stiegen die Exporte Österreichs laut Statistik Austria um nominell 8,2 Prozent. Bedeutendster Handelspartner ist nach wie vor Deutschland (30,5 Prozent der Exporte), gefolgt von den USA (6,7 Prozent), von Italien (6,4 Prozent) und der Schweiz (5,5 Prozent). Die bedeutendsten Exportprodukte Österreichs sind Maschinen, elektrische Geräte, Traktoren und Kraftfahrzeuge und pharmazeutische Erzeugnisse.

Mehr "Externe"

Auch die Zahl der Beschäftigten in der Industrie ist gestiegen: von rund 433.000 auf rund 437.000 Arbeitnehmer. Angetrieben wurde diese Entwicklung vom sogenannten Fremdpersonal – Personen, die als "Externe" etwa auf Werkvertragsbasis arbeiten. Diese stiegen um zwölf Prozent auf einen Anteil von 6,3 Prozent des Gesamtpersonals an.

Die Zahl neuer Lehrlinge, die sich im ersten Lehrjahr befinden, habe sich laut Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie bei der WKÖ, um sechs Prozent erhöht. Insgesamt seien letztes Jahr ca. 15.000 Lehrlinge ausgebildet worden.

Rückgänge in der Produktion verzeichneten hingegen die Glas-, Nahrungsmittel- sowie Textilindustrie. Erstere sei als Schwerindustrie den strengeren Umweltmaßnahmen ausgesetzt, Letztere leide unter einem Rückgang bei den Exporten, während die Veränderungen in der Textil- und Modebranche wiederum strukturell bedingt seien, erklärt Mörk.

Große Herausforderungen

Trotz der insgesamt guten Zahlen kommen auf die heimische Industrie in nächster Zeit große Herausforderungen zu: einerseits durch den von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Handelsstreit, der trotz EU-Ausnahme nach wie vor wie ein Damoklesschwert über Österreich hängt, andererseits durch die fortschreitende Automatisierung: 2016 installierte Österreich beispielsweise rund 1700 Industrieroboter – so viele wie noch nie in einem Jahr.

Und auch der vor kurzem von der Regierung vorgestellte Entwurf zur Klima- und Energiestrategie treibt die Industrie um: Derzeit würden Angaben zur Finanzierung fehlen, der Entwurf sei insgesamt noch wenig konkret, meint der WKÖ-Energieexperte Oliver Dworak. Bei der Treibhausgasreduktion habe die Industrie jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht, meint er.

Treibhausgase bei Industrie zurückgegangen

Die Emissionen der Energie und Industrie beliefen sich im Jahr 2016 laut Umweltbundesamt auf 35,2 Millionen Tonnen CO2. Als Teil des Emissionshandelssystems hatten sie einen Anteil von 46 Prozent an den Treibhausgasen in Österreich. Tatsächlich sind die Treibhausgase in der Industrie 2016 um 1,5 Prozent zurückgegangen.

Allerdings beziehen sich die Zahlen nur auf die Produktion innerhalb der territorialen Grenzen des Landes, was bei der international vernetzten österreichischen Wirtschaft zwangsweise zu Verzerrungen führt. (Jakob Pallinger, 6.4.2018)