Die russische Medienaufsichtsbehörde will Telegram sperren lassen.

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Die Auseinandersetzung zwischen Russland und den Betreibern des Messengers Telegram steht endgültig vor der Eskalation. Die Behörden, insbesondere der Geheimdienst FSB, hatten von dem Dienst gefordert, ihnen Zugriff auf Nachrichten der Nutzer zu verschaffen. Basis dafür war eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze im Jahr 2016. Weil dies nicht geschehen ist, will die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor nun eine Sperre der App gerichtlich anordnen lassen.

Gegen die Forderung der Auifhebung der Verschlüsselung war Telegram juristisch vorgegangen und hatte unter anderem argumentiert, dass man diesen Zugang gar nicht gewähren könne. Denn die Keys für die Verschlüsselung der "Geheimen Chats" würden nicht zentral hinterlegt. Hier werden Nachrichten nur auf den Endgeräten der User hinterlegt und die Keys der Verschlüsselung nach wenigen Minuten gewechselt.

Telegram widersetzt sich weiter

Das Höchstgericht des Landes stellte sich jedoch auf die Seite der Behörden und ordnete eine Übergabe der Schlüssel an den FSB an. Dies ist bislang nicht geschehen. "[Unsere] Position hat sich nicht geändert", zitiert die Financial Times das Unternehmen. Die Forderung, Zugriff auf private Korrespondenz der Nutzer zu erlangen, sei "verfassungswidrig, gesetzeswidrig, technisch und rechtlich unmöglich erfüllbar." Folglich gäbe es auch keine Basis dafür, Telegram zu blockieren.

Die Klage von Roskomnadzor wurde heute, Freitag, beim Gericht für den Moskauer Bezirk Tagansky, eingereicht. Telegram wurde im Jahr 2013 veröffentlicht und wurde von den Brüdern Nikolaj und Pawel Durow gegründet, die auch das in Russland sehr erfolgreiche soziale Netzwerk Vkontakte ins Leben gerufen hatten. Durov wurde 2014 als CEO von Vkontakte abgelöst und beklagte anschließend eine Übernahme der Firma durch Verbündete von Wladimir Putin. Er lebt mittlerweile nicht mehr in Russland.

Die Entwickler von Telegram sind letzten Informationen zufolge in Dubai stationiert, das Unternehmen soll aber auch Mitarbeiter in St. Petersburg haben. Das offiziell hinter der App stehende Unternehmen, Telegram LLP, ist in Großbritannien registriert, führt aber einen Hauptsitz auf den Seychellen an. Die zwei Gesellschafter der Firmen haben ihren Sitz wiederum in Belize und auf den Jungferninseln. (gpi, 06.04.2018)