"Frohe Weihnachten! Siehe da, Weihnachten ist hier!": Michael Avenatti, der Anwalt der Pornodarstellerin Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels, konnte seine Freude am Donnerstagabend im US-Fernsehen kaum zurückhalten. Der Anlass für den verbalen Freudensprung im April ist ein einziges Wort aus dem Mund des US-Präsidenten: "Nein".

Es war die Antwort auf die Frage eines Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One am selben Tag. Er, so Donald Trump, habe nichts von der Zahlung seines Anwalts an die Pornodarstellerin gewusst. Es war das erste Mal, dass sich der US-Präsident zu der mutmaßlichen Affäre mit Clifford äußerte. Bisher hatten ihm seine Anwälte davon abgeraten, auch nur ein Wort zu der Causa zu sagen.

Außergerichtliche Schlichtung

Aus gutem Grund: Sein Anwalt Michael Cohen hat mitten im US-Wahlkampf 130.000 Dollar an Clifford gezahlt, im Gegenzug unterzeichnete sie eine Schweigevereinbarung, die ihr untersagte, über eine mutmaßliche sexuelle Beziehung mit Trump in der Öffentlichkeit zu sprechen.

Trump verneint vor Journalisten an Bord der Air Force One, dass er etwas von der Vereinbarung gewusst habe.
CBS News

Clifford beendete die Vereinbarung, gab dem US-Fernsehsender CBS ein langes Interview und klagte Cohen, weil dieser sie der Lüge bezichtigt haben soll. Damit hatte sie bis zur Aussage Trumps am Donnerstag schlechte Karten. Denn die Schweigevereinbarung sah im Konfliktfall eine bindende außergerichtliche Schlichtung vor, die es Clifford unmöglich gemacht hätte, vor ein ordentliches Gericht zu ziehen. Da Trump nun aber gesagt hat, er habe von dem Vertrag nichts gewusst, zweifelt Avenatti jetzt überhaupt an, dass die Schweigevereinbarung je gültig war.

Inmitten der Russland-Ermittlungen bringt nun ausgerechnet ein Pornostar Trump in ernsthafte juristische Schwierigkeiten. Denn die Zahlung von 130.000 Dollar, um mitten im US-Wahlkampf ein unangenehmes Thema loszuwerden, könnte gegen das Bundeswahlgesetz verstoßen haben.

Anwalt mit Anwalt

Trumps Anwalt hatte bisher immer betont, den Betrag aus eigenem Antrieb und eigener Tasche bezahlt zu haben. Damit hätte er aber die Standesregeln der New Yorker Anwaltskammer verletzt. Michael Cohen hat inzwischen selbst einen Anwalt. (red, 6.4.2018)